Größte Pleite des Jahres: MFC-Gläubiger fordern 230 Millionen Euro

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Der Konkurs der Wiener MFC Corporate Services GmbH entpuppt sich als das womöglich größte Insolvenzverfahren des Jahres. Auslöser dafür ist die Großpleite von German Pellets.

Der Anfang August angemeldete Konkurs der Wiener Firma  MFC Corporate Services GmbH entpuppt sich als Großinsolvenz: Mit rund 230 Millionen Euro an angemeldeten Gläubigerforderungen stellt sich dieses Verfahren als das vorerst größte heuer eröffnete Insolvenzverfahren dar. In der nunmehr auf den zweiten Platz verdrängten Pleite der Niki Luftfahrt GmbH liegen die angemeldeten Verbindlichkeiten bei rund 153 Millionen Euro, berichtet der Gläubigerschutzverband KSV1870. 

Die österreichischen Banken haben Forderungen in Höhe von rund 70 Mio. Euro angemeldet, sagte KSV-Mitarbeiter Jürgen Gebauer zur APA. Die größte angemeldete Forderung ist jene vom Insolvenzverwalter der German Pellets Gruppe in Höhe von rund 150 Mio. Euro, teilte der Kreditschutzverband (KSV) von 1870 am Dienstag in einer Aussendung mit.

In welcher Größenordnung die angemeldeten Passiva bei MFC letztlich vom Insolvenzverwalter anzuerkennen sein werden,  lasse sich noch nicht abschätzen, da die Forderungsprüfungen des Insolvenzverwalters bis zur heutigen Prüfungstagsatzung am Handelsgericht Wien noch nicht abgeschlossen werden konnten.

Insbesonders die vom Insolvenzverwalter der insolventen Gesellschaften der German Pellets Gruppe angemeldeten Forderungen in der Höhe von über 150 Millionen Euro seien noch im Detail zu prüfen.

Die MFC-Gruppe betrieb Handelsgeschäfte in den Bereichen Stahl, Papier und Holz, die mit diversen Finanzierungsmodellen gekoppelt waren. Einer der Hauptgeschäftspartner war  einer der weltweit größten Pelletsproduzenten - der German Pellets Gruppe.

Über deren Vermögen  war 2016 in Deutschland ein Insolvenzverfahren eröffnet worden. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung musste MFC Anfang des Jahres 2017 das operative Geschäft einstellen. Mehr als ein Jahr später wurde nach dem Scheitern von Reorganisationsbemühungen nun in Österreich auch über das Vermögen der MFC Corporate Services GmbH ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Komplexe Abwicklung

Der Insolvenzverwalter ist seit Insolvenzeröffnung mit der äußerst komplexen konkursmäßigen Abwicklung des Schuldnerunternehmens befasst. Das wesentliche Asset der Schuldnerin stellt eine prozessanhängige Forderung gegen ein Versicherungsunternehmen in der Höhe von 73 Millionen Euro dar. Diese Forderung resultiert laut Schuldnerangaben aus Schäden, welche dem Unternehmen durch das Verbringen bzw. die Veruntreuung von Pellets aus rund 40 Lagern entstanden sind.

Ob bzw. in welcher Höhe die betroffenen Gläubiger letztlich eine Quote erhalten werden, hängt aus der Sicht des KSV1870 passivseitig insbesondere von der Berechtigung der Forderungen der German Pellets sowie aktivseitig von der Durchsetzbarkeit der Forderungen im anhängigen Versicherungsprozess ab.

Der nach Firmenzukäufen auch in Österreich tätige Brennstoffhersteller German Pellets hatte im Februar 2016 Insolvenz anmelden müssen. Rund 17.000 Anleger schauten durch die Finger. Sie hatten dem Unternehmen mittels Anleihen und Genussrechten Geld gegeben - insgesamt an die 280 Millionen Euro.

Büro im Millennium Tower

Als Eigentümerin der MFC Corporate Services GmbH (historischer Firmenwortlaut: MFC Commodities GmbH) ist im Firmenbuch (Firmencompass) die MFC Holding Austria GmbH eingetragen, beide Gesellschaften weisen als Sitz ein Büro im Millennium Tower am Wiener Handelskai auf. Als Eigentümer der MFC Holding Austria werden die britische Gesellschaft Garda Investments Corporation (95,5 Prozent) und die M Financial Corporation mit Sitz auf Barbados (4,5 Prozent) angegeben. Der tatsächliche wirtschaftliche Eigentümer der MFC Holding Austria kann laut Firmenbuch "nicht oder nur teilweise" ermittelt werden: "Das Unternehmen steht direkt oder indirekt im Eigentum des ausländischen Unternehmens Garda Investments Corp., Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland. Zur weiteren Beteiligungsstruktur oder zu den Mitgliedern der obersten Führungsebene liegen in diesem Zusammenhang keine weiteren Informationen vor", heißt es.

(Red.)

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