ABB überrascht mit Milliardendeal

ABB stellt Produkte für Industriebetriebe her und will damit profitabler werden.
ABB stellt Produkte für Industriebetriebe her und will damit profitabler werden.(c) REUTERS (Arnd Wiegmann)
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Der schweizerisch-schwedische ABB-Konzern verkauft die Stromnetzsparte an den japanischen Konzern Hitachi. Die Österreich-Tochter soll hingegen ausgebaut werden.

Zürich. Der schweizerisch-schwedische ABB-Konzern steht vor gravierenden Veränderungen. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, soll die Stromnetzsparte an den japanischen Mischkonzern Hitachi verkauft werden. Sowohl für ABB als auch für Hitachi handelt es sich dabei um die größte Transaktion in der Unternehmensgeschichte. Die Japaner wollen 80,1 Prozent der Sparte übernehmen und dafür bis zu 6,9 Milliarden Euro zahlen. ABB behält vorerst die restlichen 19,9 Prozent. Allerdings hat der Konzern die Möglichkeit, diesen Anteil später ebenfalls an die Japaner zu veräußern.

Der geplante Deal „öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte von ABB“, sagte Verwaltungsratspräsident Peter Voser. Mit dem Erlös aus dem Milliardengeschäft sollen unter anderem Aktienrückkäufe finanziert werden. Die Transaktion soll in der ersten Jahreshälfte 2020 abgeschlossen werden. Die ABB-Aktionäre zeigten sich darüber erfreut. Die Aktie legte am Montag zu.

Der Verkauf der Sparte ist für ABB ein Befreiungsschlag. So musste ABB-Chef Ulrich Spiesshofer am Montag einräumen, dass in der Vergangenheit nicht alles perfekt gelaufen ist. ABB erwirtschaftete mit der Stromnetzsparte Power Grids zuletzt einen Umsatz von über zehn Milliarden US-Dollar. Doch die Profitabilität ließ zu wünschen übrig. Dies hängt unter anderem mit dem intensiven Wettbewerb zusammen. Zu den Rivalen gehören unter anderem der deutsche Siemens-Konzern, General Electric und Mitsubishi Electric.

Mit dem Verkauf kommt ABB dem rebellischen Großaktionär Cevian entgegen. Bei Cevian handelt es sich um einen Fonds, der sich bei verschiedenen Unternehmen einkauft und dann einen größeren Umbau verlangt. Cevian ist mit fünf Prozent bei ABB beteiligt und hat in der Vergangenheit mehrmals lautstark den Verkauf der Stromnetzsparte gefordert. Vertreter von Cevian zeigten sich daher am Montag zufrieden. Die bevorstehenden Maßnahmen seien „die richtigen Schritte in der Entwicklung von ABB, sie stärken die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft“, sagte Cevian-Co-Gründer Lars Förberg.

1000 neue Jobs in Österreich

Neben dem Verkauf der Stromnetzsparte kündigte ABB an, das verbliebene Geschäft neu aufzustellen. Diese und weitere Maßnahmen sollen mittelfristig Kosteneinsparungen von 500 Millionen US-Dollar pro Jahr bringen, heißt es. Die verbliebenen Einheiten sollen in vier Geschäftsbereiche zusammengefasst werden.

Von der Umstrukturierung ist auch die 2017 in Österreich zugekaufte Firma Bernecke & Rainer (B & R) betroffen. Die Österreich-Tochter wird Teil einer neuen Sparte, in der konzernweit Automation und Robotics gebündelt werden. Wie ein Konzernsprecher am Montag erklärte, soll das Geschäft in Österreich wie geplant ausgebaut werden. Bei B & R handelt es sich um einen oberösterreichischen Vorzeigebetrieb.

Das Unternehmen produziert und vertreibt Antriebe und Steuerungen für Anlagen in verschiedenen Industriebranchen. ABB zahlte für das Unternehmen kolportierte 1,8 Milliarden Euro. Die Firma hat ihren Sitz in der 2400 Einwohner zählenden Gemeinde Eggelsberg im Innviertel. ABB hat nach der Übernahme angekündigt, dort 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Damit sollen 1000 neue Arbeitsplätzen entstehen.

Eggelsberg gehört zu den wichtigsten Innovationsstandorten von ABB. Die anderen Standorte liegen in China, den USA, der Schweiz und in Indien. Zuletzt erwirtschafte die oberösterreichische ABB-Tochter mehr als 600 Millionen US-Dollar und beschäftigte rund 3500 Mitarbeiter. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2018)

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