Hinter den Kulissen schraubt der Softdrink-Hersteller an Chinas Gesundheitspolitik. Mit Erfolg: Nicht braunes Zuckerwasser gilt hier als Dickmacher, sondern zu wenig Bewegung.
Wien. China und Coca-Cola, das ist schon fast so etwas wie eine kleine Romanze. Als erstes internationales Unternehmen durfte der amerikanische Getränkehersteller 1978 – nach 30 Jahren Isolation unter Mao – wieder zurück ins Reich der Mitte. Ein Glücksfall für Coca-Cola. Denn während die Nachfrage nach dem Zuckerwasser im Westen sinkt, steigt der Appetit auf dem Milliardenmarkt ungebremst. Und wie ein Team an Wissenschaftlern rund um Susan Greenhalgh von der Cambridge University zeigt, hat der Getränkeriese einiges dazu beigetragen, dass es auch so bleibt.
Der Konzern habe sich „clever in eine Position als Schattenmacht der chinesischen Gesundheitspolitik manövriert“, schreibt sie in einer Studie, die in der Nacht auf Donnerstag veröffentlicht wird. Ihre Daten sammelte sie durch zahlreiche Interviews mit chinesischen Ernährungswissenschaftlern, die sich mit der Verfettung der Bevölkerung auf dem drittwichtigsten Markt von Coca-Cola beschäftigen. 1991 waren 20,5 Prozent aller erwachsenen Chinesen übergewichtig. Zwanzig Jahre später waren es schon 42,3 Prozent.