Riesenpleite mit politischen Folgen

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Die kalifornische Stromfirma PG&E könnte für die Waldbrände Ende 2018 verantwortlich sein. Jetzt folgt der Bankrott. Und ein Rettungspaket? Vor 18 Jahren ist das schon einmal passiert.

Wien/San Francisco. Es waren die schlimmsten Waldbrände in der Geschichte Kaliforniens. Mehr als 80 Menschen starben im vergangenen November. Die Camp Fire genannten Brände waren auch die teuersten. Der volkswirtschaftliche Schaden lag bei 16 Mrd. Dollar, vier Mrd. davon waren nicht versichert. Experten kennen viele Gründe für die Brände und warum sie so verheerend waren. US-Präsident Donald Trump gab der Forstverwaltung die Schuld. Viele Experten verweisen auf den Klimawandel. Folgen spüren auch die Börsen. Einige Opfer sehen die Schuld nämlich ganz konkret bei der Pacific Gas and Electric Company (PG&E). Es gibt Klagen und Ermittlungen. Die Firma hat nun angekündigt, bis Ende Jänner Konkurs anmelden zu müssen. Die Geschäftsführerin Geisha Williams trat am Sonntag zurück.
Sie galt als Lichtfigur, da sie eine weibliche Führungskraft ist, die noch dazu in Kuba geboren wurde. Aber Williams, die das Amt im März 2017 angetreten hatte, musste dem Druck nachgeben. Die traditionsreiche Firma und ihre mehr als 20.000 Mitarbeiter werden nun vom Hausanwalt John Simon geführt. Das passt zu den Umständen. Hauptgrund für den Fall des Unternehmens sind nämlich die Klagen einiger Opfer der Waldbrände. Sie machen nicht die Forstverwaltung oder den Klimawandel verantwortlich – sondern allein die PG&E.

Abverkauf der Aktie

Die Aktien befinden sich seit Wochen auf einer Talfahrt. Die Nachrichten vom Wochenende schickten die Papiere am Montag schon vor Handelsbeginn um 23 Prozent nach unten. Noch im Oktober waren die Papiere fast 50 Dollar wert. Inzwischen notieren sie unter 17 Dollar. Zwar ist bis heute nicht bestätigt, dass ein technischer Defekt in der Infrastruktur der Elektrizitätsfirma tatsächlich die verheerenden Brände ausgelöst hat. Die Indizienkette ist allerdings kaum von der Hand zu weisen. PG&E hat bereits zugegeben, dass man am 8. November einen Report zu einem „elektrischen Vorfall“ an die California Public Utilities Commission (CPUC) geschickt hat. Die CPUC ist die Aufsichtsbehörde für Versorgungsunternehmen in dem westlichen US-Bundesstaat.
Eine Viertelstunde, nachdem dieser Report gesendet worden war, kam es zur ersten Meldung des Camp Fire. Nun werden die PG&E und ihre Anlagen von den Ermittlungsbehörden untersucht. Die PG&E erwartet Strafen, Gerichtskosten und Entschädigungszahlungen in einer Höhe von bis zu 30 Mrd. Dollar.

Daher auch der Weg in den Bankrott nach Chapter 11. Dieser Weg soll es der Firma erlauben, ihre Services ohne Unterbrechung weiterzuführen. Wie dies konkret möglich sein soll, ist bisher aber unklar. Die Rede ist von einem Rettungspaket der kalifornischen Regierung. Als Betreiber von Kraftwerken und Stromleitungen erfüllt PG&E eine wichtige Funktion. Die Firma hat fünf Millionen Kunden.

Ein Bankrott nach Chapter 11 ermöglicht den Umbau eines Pleiteunternehmens. Und bei PG&E hat man damit Erfahrung. Schon einmal hatten Wetterkapriolen die Firma an den Rand des Ruins geführt. Die Dürre des Jahres 2001 hatte das Wasserkraftgeschäft derart beeinträchtigt, dass es zu Blackouts im US-Westen kam. PG&E meldete im selben Jahr Bankrott an und begab sich unter den Schutz von Chapter 11.

Schon damals kam es zu einer Rettung durch den Staat. Die Krise kostete Firma und Regierung in den Folgejahren mehr als 40 Mrd. Dollar. Jahrelang mussten die Kunden von PG&E danach höhere Preise bezahlen. Das könnte jetzt wieder passieren.

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