Anstieg von 27 Prozent: Amazon und Zalando sorgen für Paketwelle

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Die Österreicher bestellen immer mehr online, im vergangenen Jahr wurden über 100 Millionen Pakete verschickt. Für die Konsumenten bequem, für Zusteller wie die Post eine logistische Herausforderung.

Mit wenigen Klicks bestellen, zuhause anprobieren und wenn es nicht passt, kostenlos retournieren – so einfach und bequem ist es heute, Kleidung und Alltagsgegenstände zu kaufen. Und das ohne dabei je das Haus zu verlassen. Für Kunden praktisch, im Hintergrund macht dies eine aufwendige Logistik möglich. Die wachsende Zahl der Pakete und die Marktmacht der Großhändler wie Amazon und Zalando drücken allerdings die Preise und setzen Hauszusteller und Paketdienste unter Kostendruck.

Die Österreicher bestellen nämlich immer mehr online. Die Marktanalyse des Branchenradars zählte 2017 105,7 Millionen Pakete, die zwischen Unternehmen und Konsumenten verschickt wurden. Das sind 27,3 Prozent mehr als noch im Jahr davor.

Mehr Retouren-Pakete und Teillieferungen

Zusätzlich zur generell wachsenden Nachfrage der Bestellungen trägt vor allem eine steigende Zahl von Retouren-Paketen und Teillieferungen zum Anstieg bei. Besonders im Online-Handel mit Kleidung und Schuhen, dem größten Marktsegment im Distanzhandel, fallen immer mehr Retouren-Pakete an. Etwa 40 Prozent der Waren werden wieder zurück geschickt, im Bekleidungsbereich sind es sogar 50 Prozent. Das ergab eine Umfrage der KMU-Forschung Austria im Vorjahr. Ein Verhalten, das die Unternehmen den Kunden erst antrainiert haben dürften, seit sie Retournierungen kostenlos anbieten.

Teillieferungen werden einerseits von den Kunden gewünscht, damit die Waren schneller ankommen, entstehen andererseits aufgrund logistischer Notwendigkeiten bei den Händlern selbst. Den Zahlen des Branchenradars zufolge machen Volllieferungen nur noch 61 Prozent des Gesamtvolumens aus. Dementsprechend stieg die Anzahl der Teillieferungen und Retouren-Pakete im Vergleich zum Vorjahr: 2017 gab es um 37,3 Prozent mehr Teillieferungen und um 29,5 Prozent mehr Retouren-Pakete.

Kostendruck auf Zusteller

In Deutschland ist bei den Paketdiensten von "Chaos" und "katastrophalen Arbeitsbedingungen" die Rede, wie etwa die "Welt" berichtete. Großhändler wie Amazon oder Zalando würden von den Zustellern niedrige Tarife erzwingen. Geklagt wird über Preise von weniger als zwei Euro pro Sendung, die die Online-Händler angeblich verlangen.

Bei der österreichischen Post, dem Marktführer im B2C-Bereich für Paketlieferungen, hält man sich bezüglich der Tarife und des etwaigen Kostendrucks durch die Händler bedeckt. Natürlich gebe es eigene Verträge mit den Online-Händlern, Details wolle man aber keine nennen, sagte ein Sprecher der Post gegenüber der "Presse". Aber: "Den Online-Boom spüren wir natürlich." Besonders an Hochzeiten wie etwa an Weihnachten, wo die doppelte Menge an Paketen anfalle, stoße man schon mal an die Kapazitätsgrenzen. Und das extreme Wachstum drücke tendenziell die Preise. Nachdem ein Ende des Wachstums nicht absehbar sei, wolle man deshalb heuer rund 50 Millionen Euro in die Paketlogistik investieren.

Post investiert in Logistik

Neben der Erweiterung der Logistikstandorte setze man bei der Post auch auf Serviceleistungen wie etwa SB-Zonen und Empfangsboxen. Diese würden dabei helfen, den Logistikprozess effizienter zu gestalten. Gerade auch für die steigende Anzahl der Retouren-Pakete und Teillieferungen sei dies praktisch, um die Kosten gering zu halten. Denn auch hier würden die Händler Druck ausüben: Durch den sinkenden Warenwert pro Lieferung nehme die Logistikleistung einen immer größeren Teil der Marge der verkauften Ware ein.

Ob die Retouren irgendwann doch von den Konsumenten bezahlt werden müssen, liege aber letztendlich an den Händlern, betont man bei der Post.

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