Gregor Gysi: „Ausnahmsweise an Enteignung denken“

Gregor Gysi.
Gregor Gysi.(c) imago/photothek (Jonas Fischer/photothek.net)
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Der Präsident der Europäischen Linken, Gregor Gysi, über Populismus, Paris Hilton, die »Demütigung« ehemaliger DDR-Bürger – und den Tag, vor dem er sich fürchtet.

Ich habe einen Vortrag von Ihnen zum Thema Populismus gehört. Er dauert mehr als eine Stunde. Linkspopulismus kommt darin so gut wie gar nicht vor. Gibt es den nicht?

Gregor Gysi: Doch. Er beginnt dort, wo ich in unzulässigem Maße vereinfache. Und Linke kündigen viel an und machen davon nur die Hälfte, wenn sie regieren. Die ganz Rechten aber machen alles, was sie ankündigen. Alles! Der neue brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat gesagt, er wird die Folter wieder einführen und das wird er auch machen. Das unterschätzt man immer.

Bleiben wir bei Linkspopulismus: Hier in Berlin will eine Initiative „Deutsche Wohnen und Co.“, also die größten privaten Immobilienkonzerne, enteignen.

Wenn ich die Wohnungsnot nicht anders lösen kann, dann kann ich an eine Enteignung denken. Aber ausnahmsweise. Denn ich bin ja gar kein großer Freund von Enteignungen. Aber in diesem Fall ist die Situation dramatisch.

Die Initiative arbeitet mit einem Feindbild, dem Konzern „Deutsche Wohnen“. Sie tut so, als müssten die nur weg und alles würde gut. Und sie unterschlägt, dass Berlin mit 58 Mrd. Euro Schulden recht pleite ist und sich Entschädigungen für Enteignungen kaum leisten könnte. Ist das nicht Populismus?

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