Rosa Parks' Haus in Berlin wieder aufgebaut

Rosa Parks' Haus in Berlin wieder aufgebaut
Rosa Parks' Haus in Berlin wieder aufgebautAPA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Der US-Künstler Ryan Mendoza hat das Haus der Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung vor dem Abriss gerettet.

Rosa Parks - das war die Frau, die einst in den USA festgenommen wurde, weil sie ihren Platz im Bus nicht für einen Weißen räumen wollte. Die Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsikone wird jetzt in Berlin wieder lebendig. Der hier arbeitende US-Künstler Ryan Mendoza hat ihr Haus in Detroit vor dem Abriss gerettet und in seinem Garten im Stadtteil Wedding wieder aufgebaut.

"Anfangs war es nur eine nostalgische Idee. Ich war auf der Suche nach einem Haus, das dem meiner Familie ähnelt und für mich eine Brücke in die Heimat sein könnte", sagt der gebürtige New Yorker. "Aber es ist so viel mehr geworden - viel mehr, als ich mir je vorstellen konnte."

Vor einiger Zeit lernte Mendoza Rosa Parks' Nichte Rhea McCauley kennen. Sie hatte das vom Verfall bedrohte Holzhaus ihrer Tante nach einer längeren Odyssee mühsam für 500 Dollar erstanden, fand aber niemanden, der ihr bei der Bewahrung helfen wollte. Sie bot es Mendoza an, den sie von anderen Kunstprojekten in Detroit kannte.

"Menschen können hier ihre Gegenwart spüren"

"Ich wollte, dass die Erinnerung an sie lebendig bleibt", sagt die 70-jährige Dame, die zur offiziellen Eröffnung des Projekts am Samstag erstmals nach Europa gereist ist. "Ich bin überglücklich. Hier können die Menschen sich an sie erinnern und ihre Gegenwart spüren."

Dabei war für Rosa Parks der Einzug in das Haus alles andere als glücklich. Am 1. Dezember 1955 hatte die damals 42-jährige Afroamerikanerin in Montgomery, Alabama, dem fordernden Weißen den Sitzplatz im Bus verweigert. Ihr mutiger Protest gegen die Trennung von Schwarz und Weiß wurde zum Katalysator der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Der damals noch wenig bekannte Baptistenprediger Martin Luther King organisierte mit ihr die ersten Protestmärsche.

Doch für Parks wurde das Leben in den Südstaaten zum Alptraum. Sie erhielt Morddrohungen, wurde mit Anrufen terrorisiert, ihr Mann erlitt einen Nervenzusammenbruch. Irgendwann blieb nichts anderes als der Umzug zu ihrem Bruder nach Detroit - in jenes Haus, das jetzt in Berlin steht und in dem sie von 1957 bis 1959 mit ihrem Bruder, Familie und 13 Kindern wohnte.

Von der Zeit gezeichnet, aber wetterfest und stabil erhebt sich das zweistöckige Häuschen nun in Mendozas Hinterhof. Selbst die Hausnummer 2672 und den Türklopfer gibt es noch, nur das Schloss ist neu. In monatelanger Arbeit hat der Künstler auf einem Betonfundament den Originalbau wieder erstellt, die Latten kamen per Schiff über den Atlantik.

Besucher können das Haus jetzt am Wochenende und nochmals zum Gallery Weekend (28. bis 30. April) besichtigen, allerdings nur von außen. Zudem läuft in der CWC Gallery eine Doppelausstellung mit Arbeiten von Ryan Mendoza und dem bekannten US-Fotografen Steve Schapiro, der die Bürgerrechtsbewegung eng begleitet hat. "Für mich ist Rosa Parks das Symbol dieser Bewegung", sagt er.

Für den Künstler Mendoza ist mit der Ausstellung ein wichtiges Etappenziel erreicht. Noch lieber aber sähe er das Haus eines Tages wieder in den USA - am liebsten im Garten der Weißen Hauses, sagt er. "Das Anliegen von Rosa Parks ist in Amerika noch immer nicht umgesetzt, sonst stünde das Haus heute nicht in Berlin. Es wäre an der Zeit, dass sich auch Amerika der eigenen Geschichte stellt."

(APA/dpa/Nada Weigelt)

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