Vor 1900 Jahren starb Roms "Optimus Princeps"

Trajan-Statue
Trajan-Statue(c) imago/Cola Images (imago stock&people)
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Unter Kaiser Trajan erreichte das Römische Reich flächenmäßig seine größte Ausdehnung.

Vor 1900 Jahren, Anfang August 117 nach Christus, starb im anatolischen Selinus am Schwarzen Meer Kaiser Trajan, einer der bedeutendsten und kraftvollsten Herrscher des Imperium Romanum. Unter ihm erreichte das Weltreich flächenmäßig seine größte Ausdehnung.

Der einer Senatorenfamilie entstammende Marcus Ulpius Traianus wurde 53 n.Chr. in der Stadt Italica (nahe dem heutigen Sevilla) geboren. 91 n.Chr. wurde er Konsul, 97 dann Statthalter in Obergermanien. Cocceius Nerva, der aus den Reihen des Senats zum Nachfolger des wegen seiner Misswirtschaft und seiner Gewalttaten ermordeten Imperators Domitian (81-96), des letzten Herrschers aus der Familie der Flavier, gewählt worden war, nahm in den knapp zwei Jahren seiner Herrschaft Trajan als Sohn, Mitregent und präsumptiven Nachfolger an.

Damit wurde die Reihe der sogenannten Adoptivkaiser eröffnet, wonach der in den Augen des regierenden Kaisers der am Besten geeignete Mann zum Nachfolger bestimmt werden sollte. Erst Kaiser Marcus Aurelius (161-180) gab das Adoptionsprinzip zugunsten seines Nachfolgers Commodus (180-192) auf.

Kampf gegen Bevölkerungsrückgang

Trajan bestieg 98 n. Chr. nach Nervas Tod als erster Imperator provinzieller Herkunft den Kaiserthron. Er unterhielt beste Beziehungen zum römischen Senat, der ihm 114 den Titel eines "Optimus Princeps" ("Bester aller Fürsten") verlieh. Der Kaiser verbesserte die Getreideversorgung Roms und Italiens, ordnete Steuererleichterungen an und rief eine großzügige Stiftung zugunsten von Waisen und armen Kindern ins Leben. Hintergrund war das Bestreben, den Bevölkerungsrückgang in Italien einzudämmen. Im ganzen Reich entfaltete er eine umfangreiche Bautätigkeit: Straßen, Brücken, Seehäfen, öffentliche Gebäude und Kastelle wurden errichtet, neue Städte und Kolonien angelegt. Kunst und Literatur blühten auf.

Persönlich war er gegen die Christen eingestellt, lehnte aber eine planmäßige Verfolgung derselben ab. Nur aufgrund von Anzeigen wegen Verweigerung des Kaiserkultes sollte bestraft werden. Opferte also ein als Christ denunzierter Bürger vor den Behörden den Göttern oder zugunsten des Kaisers, ging er frei aus. Anonymen Anzeigen, dekretierte Trajan, sollte man nicht nachgehen. Der Kaiser reagierte damit auf eine Anfrage Plinius' des Jüngeren (dem berühmten Chronisten des Vesuv-Vulkanausbruches von 79 n.Chr.), der damals Statthalter von Bithynien (im Nordwesten Anatoliens war) und anfragte, wie man gegen die steigende Zahl der dortigen Christen vorgehen sollte.

Trajan bezwang nach zwei Feldzügen (101-102 und 105-107) das Reich der Daker nördlich der unteren Donau (ein Großteil des heutigen Rumänien) unter seinem König Decebalus. Nach dessen Selbstmord wurde 130 Tage lang ein Siegesfest begangen. In einer Krisenzeit des Römischen Reiches in der zweiten Hälfte des 3. Jhdts., als sich Teilreiche abspalteten, gab Kaiser Aurelian (270-275) die Provinz Dakien preis, um mit Waffengewalt die Wiederherstellung der Reichseinheit zu erreichen.

Im nordafrikanischen Numidien (heute der Norden Algeriens) gelang es Trajan, den römischen Machtbereich weiter nach Süden auszudehnen. Im Osten zerschlug er das Reich der Nabatäer (im heutigen Jordanien bzw. Nordwesten Saudi-Arabiens), die den Weihrauchhandel von Arabien bis Syrien und den Handel im Roten Meer kontrollierten und gliederte es dem Römerreich ein. Im Partherkrieg 114-117 drang Trajan bis Ktesiphon (östlich des heutigen Bagdad) vor, auch den Persischen Golf erreichte er, womit er Armenien, Assyrien und Mesopotamien (das den Indienhandel kontrollierte) als Provinzen gewann und damit dem Römischen Reich die flächenmäßig größte Ausdehnung verschaffte. Sein Nachfolger Hadrian gab die drei Provinzen in der Erkenntnis, dass sie mit den verfügbaren Kräften nicht zu halten waren, auf, unterhielt aber weiter gute Beziehungen mit ihren Herrschern. Bei diesem Feldzug entkam Trajan 114 in Antiochia (dem heutigen türkische Antakya) bei einem Erdbeben knapp dem Tod. Er sprang aus dem Fenster seines Quartiers, das unmittelbar darauf einstürzte.

Todesursache vermutlich Schlaganfall

Bei der Rückkehr vom Parther-Feldzug erkrankte Trajan, er wollte rasch nach Italien zurück, um nicht auf fremden Boden zu sterben. In Anatolien verschlechterte sich sein Zustand, den von antiken Autoren geschilderten Symptomen zufolge dürfte es sich um einen Schlaganfall gehandelt haben, dem Trajan Anfang August 117 in Selinus (heute Gazipasa) erlag.

Trajan hatte dem mit ihm verwandten Hadrian (Publius Aelis Hadrianus) hohe Staatsämter zugeteilt, ihn aber nicht als Nachfolger designiert, weil er ihn dafür zu schwach hielt. In der Todesstunde griff Trajans Gemahlin Plotina, die sich immer bestens mit Hadrian verstanden hatte, zu einer List. Der Kaiser war soeben in seinem Quartier gestorben, die außerhalb befindlichen Wachen, Senatoren und Tribunen wussten es aber noch nicht. Plotina ließ den antiken Autoren zufolge einen gewissen Attianus an das Sterbebett kommen, der die Stimme Trajans treffend nachahmen konnte.

Auf Betreiben Plotinas sagte er mit leiser Stimme, dass Hadrian Nachfolger werden sollte. Erst jetzt durfte Trajan tot sein, den außerhalb des Hauses Versammelten wurde der Tod des Kaisers und die "Adoption" von Hadrian mitgeteilt. Stafetten verbreiteten die Nachricht im ganzen Reich und unterrichteten auch Hadrian, der damals Statthalter von Syrien war, in Damaskus von seiner "Adoption".

Damit war eine gute Wahl getroffen. Hadrian (117-138) ein aufgeklärter und gebildeter Mann mit weit gespannten Interessen, sollte als Friedenskaiser und staatspolitisches Genie in die Geschichte des Imperium Romanum eingehen.

(APA/Harald Krachler)

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