Österreichs Revolutionen: Eine Demokratie fällt nicht vom Himmel herab

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Der Historiker Wolfgang Häusler sieht die demokratisch-revolutionäre Tradition hierzulande sträflich vernachlässigt. Sein neues Buch „Ideen können nicht erschossen werden“ stemmt sich dagegen.

Das Parlamentsprovisorium am Heldenplatz bereitet Touristen und Wienern wenig Freude, doch immerhin hat man bei der Errichtung Fundamente der Burgbastei und damit den kriegerischen Untergrund des Platzes aufgedeckt. Napoleons Soldaten hatten bei ihrem Abzug aus Wien 1809 zum Abschied mit großem Getöse Burgbastei und Burgtor gesprengt. Jahrelang blieb eine Trümmerstätte und Baustelle zurück, beim Wiener Kongress 1815 war das kein erbaulicher Anblick. Erst 1824 wurde das neue Burgtor eröffnet und damit der Weg zum kaiserlichen „Durchhaus“ der Hofburg wieder ansehnlich. 1848 gewann das Tor plötzlich militärische Funktion, seine letzte: Von hier aus wurde durch die Kanonen des Fürsten Windischgrätz die Revolution erstickt. Heute verbindet man diesen Ort mit der nicht immer harmonischen Erinnerung an „Anschluss“ und Befreiung von den Nationalsozialisten, mit „routinierten Kranzniederlegungen und verlegenem Gedenken an die Opfer“.

Der Hinweis auf den geschichtlichen Zusammenhang und das Zitat stammen aus Wolfgang Häuslers neuem Buch „Ideen können nicht erschossen werden.“ Das ist auch die Stärke dieses Buches: Der Hinweis auf historische Kontinuitäten, wo man sie nicht vermuten würde. Ein ähnliches Beispiel liefert die Republikgründung von 1918, zu ihrem Jubiläum ist das Buch erschienen. Vom Landhaus in der Wiener Herrengasse nahm die Märzrevolution des Jahres 1848 ihren Ausgang, am 21. Oktober 1918 traf hier die Provisorische Nationalversammlung zusammen, um die Gründung des neuen Staates vorzubereiten.

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