Wiener Reichsbrücke: Am 1. August 1976 eingestürzt

Bus und Busfahrer kamen mit dem Schrecken davon, ein Autofahrer verstarb beim Einsturz der Wiener Reichsbrücke.
Bus und Busfahrer kamen mit dem Schrecken davon, ein Autofahrer verstarb beim Einsturz der Wiener Reichsbrücke.APA
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Frühmorgens gab ein Pfeiler der Wiener Reichsbrücke nach - weshalb nur zwei Fahrzeuge auf der Brücke unterwegs waren, ein Mann kam ums Leben.

Beim Einsturz einer Autobahnbrücke in Italien mit vermutlich mehreren Opfern denken viele Österreicher an eine glimpflich verlauferene Katastrophe in Österreich vor ziemlich genau 42 Jahren. Am 1. August 1976 brach die Wiener Reichsbrücke in sich zusammen. Zwischen 4.30 und 4.40 Uhr stürzte das Bauwerk in die Donau und riss einen Pkw und einen Bus mit sich in die Tiefe. Der junge Autofahrer starb, wohingegen der Buslenker unverletzt geborgen werden konnte.

Lediglich dem Umstand, dass an einem Sonntag so früh nur wenige Menschen unterwegs waren, ist es zu verdanken, dass bei dem Zusammenbruch nicht mehr Tote zu beklagen waren. Der Busfahrer überstand den Vorfall unverletzt, weil sein Gelenkbus zwar wie der Pkw in die Donau stürzte, jedoch nicht versank, sondern auf der Brückenruine stehen blieb. Die Erschütterungen waren so stark, dass sie auf der Erdbebenstation der Hohen Warte registriert wurden.

Planungsstadtrat übernahm politische Verantwortung

Der damalige Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) rief zwei Stunden nach dem Unglück einen Krisenstab ein, bei dem die Überprüfung der anderen Wiener Donaubrücken angeordnet wurde. Den Beschluss zum Neubau der Reichsbrücke fasste der Ministerrat bereits zwei Tage später, am 3. August. Im November 1980 wurde die neue Reichsbrücke wiedereröffnet.

Nachdem zunächst Gratz seinen Rücktritt angeboten hatte, übernahm der Wiener SP-Planungsstadtrat Fritz Hofmann die politische Verantwortung für den Einsturz und schied wenige Tage nach der Katastrophe aus dem Amt. Eine Expertenkommission gab kurz darauf bekannt, dass der linke Pfeiler der nach Ende des Zweiten Weltkrieges sanierten Brücke zum Teil mit Sand und "unverdichtetem Beton" gefüllt gewesen war. Durch das schlechte Material sei Wasser eingedrungen, was schließlich zu dem Einsturz führte.

U1 wurde in neue Brücke integriert

Große Auswirkungen hatte der Brückeneinsturz für die Verkehrsentwicklung der Stadt. So wurde ein Gemeinderatsbeschluss vorgezogen, der die Verlängerung der U-Bahn-Linie U1 vom Praterstern über die neue Brücke bis nach Kagran sowie den Neubau der altersschwachen Floridsdorfer Brücke vorsah. Auch die Brückenkontrollen wurden intensiviert.

Den städtischen Gelenkbus, der mit der Brücke in die Tiefe krachte, gibt es übrigens noch immer. Er war bis 1989 regulär unterwegs und kann jetzt im Wiener Straßenbahnmuseum besichtigt werden. Die Katastrophe überstand er fast unbeschadet, lediglich die Front war eingedrückt. Er stand einige Tage im Wasser und wurde dann per Schwimmkran geborgen.

Dass der Bus damals gerade die Reichsbrücke querte, war reiner Zufall. Der Fahrer - er war noch lange als Buschauffeur im Einsatz - kam zu spät zum Dienst und nahm von der Betriebsgarage kommend eine Abkürzung.

(APA)

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