Das Gedenkjahr geht zu Ende. Österreich hat sich erinnert - an helle und dunkle Stunden, an 1918 und 1938. Vor 70 Jahren erlebte die gesamte Welt einen denkwürdigen Tag: Mit der Verkündigung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UNO.
Es war ein unvergesslicher Moment am Morgen des 10. Dezember 1948 in Paris. Alle Delegierten der UNO-Vollversammlung im Palais de Chaillot hatten sich erhoben und applaudierten einer Frau, einer warmherzig und zurückhaltend wirkenden älteren Dame, die sie kurz zuvor mit einer leidenschaftlichen Rede für die Menschenrechte begeistert hatte und die sich nun lächelnd für den Applaus bedankte: Eleanor Roosevelt, die ehemalige First Lady der USA. Jeder im Saal kannte ihren leidenschaftlichen Kampf als Vorsitzende der Menschenrechtskommission. Sie hatte viele politische Widerstände zu überwinden, lieferte sich viele Sträuße mit den störrischen sowjetischen Kollegen, bis sie ihr Ziel erreichte: Die Versammlung verabschiedete nach monatelangen Kämpfen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Fast war es zu spät gewesen. Es ging um ein Zeitfenster, das 1948 gerade noch offen war. Die Chance für einen menschheitsvereinigenden Akt war da, musste aber schnell genützt werden. Das von Misstrauen vergiftete Klima im bipolaren Mächtesystem war bereits bedrohlich, die Blockade Berlins begann gerade, doch die heiße Phase des Ost-West-Konflikts war noch nicht erreicht. Noch saß der Schock über die Verbrechen des Kriegs tief, das musste man nutzen für einen ethischen Aufbruch.