Als wäre ein Flugzeug abgestürzt: Die Explosion der Rolandmühle

Die Rolandmühle am Bremer Holz- und Fabrikenhafen.
Die Rolandmühle am Bremer Holz- und Fabrikenhafen.(c) Imago (Eckhard Stengel)
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Vor 40 Jahren kam es in der deutschen Stadt Bremen in der Rolandmühle zur größten Mehlstaubexplosion der deutschen Geschichte. Vierzehn Menschen starben bei dem Unglück.

Am Abend des 6. Februar 1979 erschüttert um 21:24 Uhr eine Detonation Bremen. Es ist die schwerste Explosion, die die deutsche Stadt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hat. Sie hat die Wucht von 20 Tonnen Sprengstoff. Viele Menschen glauben zunächst an einen Flugzeugabsturz oder eine Bombenexplosion. "Der Hafen ist explodiert", melden Augen- und Ohrenzeugen bei der Notrufnummer 112 der Feuerwehr. Dabei ist die nahegelegene Feuerwache 5 der Bremer Berufsfeuerwehr selbst betroffen: Fenster zerbersten, Rahmen werden aus den Angeln gedrückt.

Langsam wird klar: Der Silo-Turm der Rolandmühle im Hafen gleicht einer brennenden Fackel. Die Flammen schlagen bis zu 40 Meter hoch in den Nachthimmel. Die rasch anlaufenden Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig, denn der Unglücksort gleicht einem Trümmerfeld. Da in der Getreidemühle gerade Schichtwechsel war, weiß niemand, wie viele Menschen sich genau unter den Trümmern befinden. Die Bergung möglicher Überlebender wird durch die sengende Hitze und die Explosionsgefahr erschwert. Eine halbe Stunde vor Mitternacht treffen auch die Helfer der Bundeswehr ein. Gegen drei Uhr in der Früh wird dann die erste Leiche geborgen.

Minus 20 Grad: Erschwerte Bedingungen für die Helfer

Das volle Ausmaß der Katastrophe wird erst in den folgenden Tagen ersichtlich. Die Suchen nach Verletzten und Toten wird durch Temperaturen von minus 20 Grad erheblich erschwert. Das Löschwasser gefriert, auf einem Feuerwehrboot platzt ein Wasserschlauch, was die helfenden Feuerwehrmänner in Gefahr bringt.

Heute weiß man: Eine Mehlstaubexplosion hat das Unglück, bei dem 14 Menschen starben (ein Vermisster wurde niemals gefunden), ausgelöst. "Das Teuflische ist, dass erst die Druckwelle der Explosion kommt und die nachfolgende Flamme dann den aufgewirbelten Staub zündet. Das hat zu Sekundärexplosionen geführt, die dann ihre volle Wucht entfalten konnten", sagt Berend Erling, Leiter der Rolandmühle, 40 Jahre später in einem ARD-Bericht. So breitete sich das Feuer, vermutlich durch einen Kabelbrand in der menschenleeren Probekammer des Wasserspeichers ausgelöst, mit kleineren Mehlstaubexplosionen über eine Betonbrücke bis hin zum Mehlspeicher aus.

Die eigentlichen Löscharbeiten dauern bis zum 12. März, aber erst am 12. April, 65 Tage nach dem Unglück, können die letzten Feuer im Mehl-Silo gelöscht werden. Es entsteht ein Sachschaden in der Höhe von 100 Millionen Mark.

>>> Zum ARD-Bericht

(phu)

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