Prohibition: Das Ende des "noblen Experiments"

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Vor 80 Jahren schafften die USA das landesweite Alkoholverbot ab. Es hatte Verbrechern wie Al Capone zum Aufstieg verholfen.

Am 5. Dezember 1933 wird es amtlich: Die Alkohol-Prohibition in den USA, auch "das noble Experiment" genannt, ist gescheitert. Nach 14 Jahren wird das landesweit geltende Alkoholverbot wieder aufgehoben. Und tatsächlich war die Ära ein Schuss nach hinten: Das Totalverbot verhalf dem Organisierten Verbrechen zu einer wahren Blütezeit, Korruption und Gewalt eskalierten.

Zu Beginn im Jahr 1919 hatten viele Menschen die Folgen des Alkoholverbots unterschätzt. Alles ab einem halben Prozent wurde als Alkohol eingestuft. Somit waren auch Leichtbiere verboten. Es waren aber nicht nur die Auswüchse des Gesetzes, die streng genommen sogar Sauerkraut zur illegalen Droge erklärten, sondern vor allem ökonomische Gründe, die das Scheitern des Alkoholverbots herbeiführten. Denn nicht nur all jene, die in der Herstellung und im Verkauf von Alkohol tätig waren, werden 1919 mit einem Mal arbeitslos oder in die Illegalität gedrängt. Auch die Transportindustrie leidet. Zudem fallen mit einem Schlag wichtige Steuereinnahmen (Alkoholsteuer, Gewerbegebühren für Salons, Einkommenssteuern) weg.

1931: Alkohol wird vernichtet.
1931: Alkohol wird vernichtet.(c) Imago

Der Aufstieg von Al Capone & Co.

Ein größeres Problem stellt aber das Aufblühen des Organisierten Verbrechens dar. "Mit der Prohibition fiel ein ganzer Wirtschaftsbereich in die Hände der Organisierten Kriminalität", schreibt Lars Johannes Gerdes in seiner Studienarbeit "Organisierte Kriminalität und regionale Konflikte". "Von der Beschaffung, über die Lagerung und den Transport, bis hin zum Verkauf und Konsum in geheimen Lokalen, war dieser Bereich ausschließlich durch kriminelle Gruppen organisiert." Gangster wie Al Capone, Dutch Schultz, Lucky Luciano, Meyer Lansky und Bugsy Siegel steigen auf. Möglich ist das aber nur, weil auch große Teile der bürgerlichen Gesellschaft das Gesetz offen ablehnen. Sie werden in der Bevölkerung populär, weil sie den Menschen geben, was sie wollen: Alkohol.

Whiskey on the Rocks

Hochwertiger Alkohol wird in der Prohibitionszeit häufig verdünnt, um ihn zu strecken. Um das zu kaschieren, werden die Getränke auf Eis serviert. Der heute noch in den USA beliebte "Whiskey on the Rocks", unter vielen Whiskey-Trinkern verpönt, feierte damals seine Hochblüte.

Die Prohibition hat zu Beginn zwar positive Auswirkungen auf den Alkoholkonsum. Die Zahl der Todesfälle durch Leberzirrhose geht massiv zurück. Doch das Konsumverhalten ändert sich ebenfalls. Statt Bier und Wein trinken die Menschen zunehmend Schnaps und Whiskey. Die simple Erklärung: Der hochprozentige Alkohol ist leichter heimlich herzustellen und zu schmuggeln. Aber der schwarzgebrannte Alkohol führt angesichts fehlender Kontrollen immer häufiger zu Erblindungen, Lähmungen und drastischen psychischen Schäden. Am Neujahrstag 1927 sterben allein im New Yorker Bellevue Hospital 41 Menschen an einer Alkoholvergiftung.

Gangster wie Al Capone (im Bild, Mitte) steigen auf.
Gangster wie Al Capone (im Bild, Mitte) steigen auf.(c) Imago

"König Alkohol" führt trotz Verbot das Regiment

Auch der "Laissez-faire-Stil" von drei aufeinander folgenden Präsidenten sei Schuld am Scheitern des Experiments gewesen. Sie hätten sich kaum um soziale und wirtschaftliche Belange gekümmert, schreibt "Bayern 2". Die Folge: "In den Jahren zwischen 1919 und 1933 führte trotz oder gar wegen des Verbotes 'König Alkohol' das Regiment. Familienväter setzten ihren kargen Lohn Woche für Woche in schlechten Fusel um." Die Zahl sogenannter "Speakeasys" (dt. Flüsterkneipen) - also alkoholausschenkender Lokale, in denen es nach außen hin leise zuging, um nicht aufzufallen - explodierte in den 1920er Jahren. Allein in New York City steigt die Zahl dieser illegalen Lokale im Zeitraum von 1922 bis 1927 auf über 30.000 an.

Als Frank D. Roosevelt 1933 die Wahl gewinnt und US-Präsident wird, hält er sein Wahlversprechen und kündigt die Abschaffung des Alkoholverbots an. Am 5. Dezember wird schließlich der 18. Zusatzartikel der US-Verfassung durch den 21. Zusatzartikel aufgehoben. Die Prohibition wirkt aber bis heute nach. Immer noch gibt es in den USA Gegenden, in denen es leichter ist ein Gewehr zu kaufen als ein Bier. Der Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit ist in vielen US-Bundesstaaten verboten, in über 30 Staaten ist der Spirituosen-Verkauf am Sonntag nur beschränkt möglich.

>>Bayern 2-Bericht

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