Gedrückte Stimmung im Herren-Ski-Team nach Lanzinger-Sturz

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Schon am Wochenende geht es im Weltcup-Zirkus wieder um Punkte und Platzierungen. Bei den Kollegen von Matthias Lanzinger will sich aber keine rechte Wettkampf-Stimmung einstellen - zu tief sitzt der Schock nach dem Sturz des Salzburgers.

Der Schock sitzt tief im österreichischen Herren-Skiteam: Der tragische Ausgang des Rennunfalls von Matthias Lanzinger in Kvitfjell nimmt alle Läufer mit. Darüber hinwegzukommen, das braucht Zeit. Schneller, als die Gefühle folgen können, steht der Sport wieder auf dem Plan - in Form eines Weltcup-Riesentorlaufs am Samstag und einem Slalom am Sonntag.

Wenig Interesse am Weltcup

Auf der vorletzten Weltcupstation kann die Entscheidung im Gesamtweltcup fallen, der US-Amerikaner Bode Miller führt sechs Rennen vor Schluss mit 1.363 Punkten, der Schweizer Didier Cuche liegt 185 Punkte zurück, der Pitztaler Benjamin Raich bereits 290. Das ist die Ausgangsposition in Zahlen, doch das war am Freitag im ÖSV-Team nicht von großem Interesse: Jene Handvoll rot-weiß-roter Athleten, die bereits am Vormittag zur Hangbefahrung nach Kranjska Gora gekommen war, war gedrückter Stimmung.

Maier will "durch Fahren Abstand gewinnen"

Hermann Maier, der ursprünglich nicht im Kranjska-Gora-RTL starten wollte, entschloss sich zum Antreten, weil er "durch Fahren Abstand gewinnen" kann. Das Schicksal Lanzingers, dem in Norwegen der linke Unterschenkel amputiert werden musste, geht dem Flachauer sehr nah. Näher als der eigene Motorradunfall 2001, weil er jetzt noch einmal alles durchlebe, intensiver, bewusster. Doch es ist nicht nur die Betroffenheit, die dem vierfachen Sieger im Gesamtweltcup zu schaffen macht, sondern auch der Ärger über Aussagen von FIS-Funktionären:

Denn der Ski-Weltverband hat Fehler beim Abtransport Lanzinger bestritten, FIS-Präsident Gian-Franco Kasper sprach davon, dass der Einsatzhelikopter zur Verfügung gestanden sei. Ein Hubschrauber, aus dem aber erst eine Sitzbank entfernt werden musste, um den Verunfallten zu transportieren. "Ach wenn behauptet wird, dass es ein Rettungshubschrauber war, das stimmt nicht. Ausgerechnet in Beaver Creek und in Kvitfjell standen keine bereit", entgegnete Maier. In Beaver Creek war der vorjährige Gesamtweltcupsieger, der Norweger Aksel Lund Svindal, im November schwer gestürzt. Eine tiefe Schnittwunde am Gesäß ging knapp an der Schlagader vorbei.

"Offensichtlich nicht alles optimal gelaufen"

"Man soll mit Schuldzuweisungen nicht voreilig sein, aber dass in Kvitfjell nicht alles optimal gelaufen ist, das ist offensichtlich", meinte auch Benjamin Raich. Der Tiroler ist eigentlich dafür bekannt, sich mit Kritik zurückzuhalten.

Hilfsaktion für Lanzinger

Christoph Alster, Stephan Görgl, Christoph Gruber, Hannes Reichelt, Andreas Schifferer und Georg Streitberger haben mittlerweile eine Hilfsaktion gestartet. Die Läufer aus der Trainingsgruppe WC3 wollen ihrem Kollegen Lanzinger ihre Prämien zur Verfügung stellen wollen. Raich kündigte an, sich auch anschließen zu wollen. Lanzinger zählt im ÖSV-Team nicht zu den Großverdienern, ein zehnter Platz in Sölden war das einzige Top-Ten-Ergebnis des Abtenauers in diesem Winter.

Raichs Bilanz in Kranjska Gora kann sich mit vier ersten, drei zweiten und zwei dritten Plätzen sehen lassen. Slowenien war stets ein guter Boden für ihn, die Siege erzielte er allesamt im Riesentorlauf, und die kleine Kristallkugel in dieser Disziplin ist für den Tiroler in Reichweite. Der 30-Jährige führt mit 308 Punkten vor Ted Ligety (USA/285) und Manfred Mölgg (ITA/267). Im Slalom hat der Franzose Jean-Baptiste Grange (462) vor dem Flirscher Mario Matt (405) und dem Südtiroler Manfred Mölgg (391) die Führungsposition inne.

(APA)

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