Anleihen als "Zeitbombe": Warnung vor "Coco-Bonds"

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Auf der Suche nach Eigenkapital erweisen sich Banken als erfinderisch. So wurde eine neue Anleiheform erfunden: der sogenannte Coco Bonds. Kritiker warnen allerdings vor einer sich ankündigenden "Todesspirale".

"Wir werden ihnen ein Angebot machen, das Sie nicht ablehnen können". Dieser Satz aus Francis Ford Coppollas "Der Pate" kommt dem Kreditstrategen Gary Jenkins von der britischen Evolution Securities Ltd. in den Sinn, wenn von einer neuen Anleiheform die Rede ist: Den "Contingent Convertibles", auch Coco-Bonds genannt. Sie sorgen momentan unter Investoren und Aufsichtsbehörden für Aufsehen, berichtet die Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg".

Die britische Bank Lloyds Banking gab am Dienstag bekannt, 7,5 Milliarden Pfund über diese neue Art von Anleihe aufnehmen zu wollen. Was sind nun aber diese ominösen Coco-Bonds? Darunter versteht man Anleihen, die in Aktien getauscht werden. Der Unterschied zur traditionellen Wandelanleihe besteht darin, dass sich die Tauschkonditionen nach dem Kernkapital richten. Bei herkömmlichen Wandelanleihen sind diese an einen bestimmten Aktienkurs geknüpft.

Hohe Verzinsung für Investoren

Fällt also das Eigenkapital einer Bank unter eine bestimmte Schwelle, wird das Fremdkapital in Aktien umgewandelt, berichtet "Financial Times Deutschland". Das stärkt die Kapitalbasis der Bank. Bei Lloyds würde die Wandlung dann schlagend, wenn die Kernkapitalquote (derzeit 8,6 Prozent) unter 5,0 Prozent fällt. Britische Nationalbank und Finanzaufsicht halten Cocos für geeignete Instrumente, um die Kapitalbasis zu ergänzen. So sollen Banken stabiler gemacht werden.

Für Investoren sind Coco-Bonds auf alle Fälle reizvoll. Sie sind ein riskanteres Wertpapier, das daher auch höher verzinst werden muss. So werden die neuen Anleihen 1,5 bis 2,5 Prozent mehr Zinsen auszahlen als herkömmliche Wandelanleihen.

"Extra-Maß an Risiko"

Hybridkapital - wie zum Beispiel stille Einlagen - soll künftig nicht mehr zum Kernkapital zählen. Für Banken bietet sich mit den Cocos ein Ausweg - denn diese gelten als dem Kernkapital zurechenbar. Das lässt Experten aber vor einem Missbrauch dieser Anleihen warnen: Diese könnten "Unordnung bringen und ein besonderes Maß an Risiko für die Kapitalmärkte bedeuten", berichtet die britische "Financial Times". Ein Investor spricht von einer "Zeitbombe".

Kritiker warnen konkret vor der prozyklischen Wirkung: In Krisenzeiten, in denen der Aktienkurs ohnehin niedrig sei, würden neue Aktien auf dem Markt den Abwärtstrend nur beschleunigen. Sie ziehen den Vergleich mit den "Death-Spiral"-Bonds im Japan der 1990er Jahre.

(phu)

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