Oscar-Nominierungen: Das Ratespiel beginnt

Oscar-Ratespiel beginnt
Oscar-Ratespiel beginnt(c) EPA (TANNEN MAURY)
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Wer bekommt 2010 einen Oscar? Bis zu den Nominierungen dauert es noch, aber ein Favorit zeichnet sich bereits ab. Österreich darf auf eine doppelte Oscar-Chance hoffen.

Der "Oscar-Buzz", das Rätselraten um den nächsten Oscar-Preisträger, hat Hollywood erfasst. Us-Filmkritiker geben ihre Tipps für die Verleihung des wichtigsten Filmpreises, die am 7. März über die Bühne gehen, ab. Ein Favorit zeichnet sich jetzt schon ab: Das Sozialdrama "Precious". Wie "Slumdog Millionär" quasi aus dem Nichts aufgetaucht war und bei der letzten Oscar-Gala acht goldene Trophäen holte, könnte "Precious" in Hollywood zum Siegeszug durchstarten.

"'Precious' ist einer der Top-Anwärter für den Oscar als bester Film", prophezeit der Kritiker der Zeitschrift "Rolling Stone". Der Film, der auf dem Roman "Push" von Sapphire basiert, erzählt die bedrückende wie inspirierende Geschichte einer fettleibigen 16-Jährigen im New Yorker Schwarzenviertel Harlem, die vom Vater missbraucht und von der Mutter geprügelt dem Elend zu entkommen versucht. Mit dabei ist Mariah Carey, die eine Schulpsychologin spielt, und Lenny Kravitz als Krankenschwester.

''Precious''-Darstellerin Gabourey Sidibe
''Precious''-Darstellerin Gabourey Sidibe(c) AP (Chris Pizzello)

Schon in Cannes wurde das von Oprah Winfrey produzierte und von US-Regisseur Lee Daniels gedrehte Drama mit großem Beifall aufgenommen. Beim Filmfest in Toronto gewann es den Publikumspreis. In der Hauptrolle debütiert die junge Schauspielerin Gabourey Sidibe. Ihre tyrannische Mutter wird von der Komödiantin Mo'Nique gespielt - beiden werden Chancen auf eine Oscar-Nominierung eingeräumt. Wann der Film in Österreich startet, steht noch nicht fest.

Mit Nazi-Darstellung zum Oscar?

Als wahrscheinlicher Kandidat für eine Nominierung als bester Nebendarsteller gilt der Österreicher Christoph Waltz. Er spielte in Quentin Tarantinos Weltkriegs-Komödie "Inglourious Basterds" einen Nazi-Oberst.

Richtig eng - aber für Österreich aussichtsreich - wird es beim Rennen um den Auslands-Oscar. Österreich schickt "Ein Augenblick Freiheit" des österreichisch-iranischen Regisseurs Arash T. Riahi ins Rennen. 65 Länder haben ihre Beiträge in der Kategorie "bester nichtenglischsprachiger Film" eingereicht. Das weiße Band" des österreichischen Regisseurs Michael Haneke geht 2010 für Deutschland ins Rennen. Eine Fachjury hatte die Koproduktion Ende August als deutschen Bewerber ausgewählt. Eine Goldene Palme aus Cannes hat er bereits.

Chance für Michael Jackson

Rosige Aussichten bescheinigen Hollywoods Kritiker dem düsteren Streifen "The Road" über den Überlebenskampf eines Vaters und seines Sohnes, gespielt von Viggo Mortensen und Kodi Smit-McPhee. Er basiert auf dem postapokalyptischen Roman von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy, dessen brutaler Westernroman "No Country for Old Men" von den Coen-Brüdern inszeniert 2008 vier Trophäen holte.

Sogar der neue Michael-Jackson-Film "This Is It", der den Sänger bei seinen letzten Konzert-Proben in den Monaten vor seinem Tod am 25. Juni zeigt, hat Fans unter den Oscar-Spekulanten. Ebenso wie das Spezialeffekte-Spektakel "2012" des deutschen Hollywood-Regisseurs Roland Emmerich, der erneut die Welt untergehen lässt.

"Oscar-König" James Cameron

Der Animationsfilm "Oben" aus der Trickfilmschmiede Pixar gilt nun als Top-Ten-Kandidat, ebenso das futuristische Drama "Avatar" von James Cameron, der vor über zehn Jahren mit der Versenkung des Luxusschiffes "Titanic" 11 Trophäen einsteckte.

Clint Eastwood zieht in diesem Jahr als Regisseur mit "Invictus" ins Feld. Morgan Freeman schlüpfte für den Oscar-Preisträger in die Rolle des südafrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela. Peter Jackson, der mit "Herr der Ringe" 2004 auf einen Schlag elf Oscars holte, tritt mit dem Drama "The Lovely Bones" an. Darin beobachtet ein 14-jähriges Mädchen (Saoirse Ronan) nach seiner Vergewaltigung und Ermordung vom Himmel aus, wie ihre Familie und die Polizei mit der Tat umgehen.

George Clooney erntete mit "Up in the Air" von Regisseur Jason Reitman in Toronto begeisterten Beifall. Die Komödie zeigt Clooney als Vielflieger, der kreuz und quer über den nordamerikanischen Kontinent jettet, um Mitarbeiter zu feuern. Rob Marshall, dessen Musical "Chicago" 2002 sechs Oscar-Trophäen holte, meldet sich rechtzeitig mit dem Filmmusical "Nine" mit Stars wie Nicole Kidman, Penélope Cruz, Kate Hudson und Daniel Day-Lewis zurück. Beim Filmfestival von Venedig wurde kürzlich der Brite Colin Firth für seine Oscar-verdächtige Rolle als schwuler Professor in dem Erstlingswerk "A Single Man" des früheren Gucci-Topdesigners Tom Ford geehrt.

Zehn statt fünf Kandidaten

Nach den Vorschriften der Oscar-Akademie müssen Filme vor dem Jahresende in US-Kinos angelaufen sein, um sich für eine Nominierung zu qualifizieren. Am 2. Februar werden die Nominierungen für den Filmpreis verkündet, die Vergabe geht dann am 7. März zum 82. Mal über die Bühne. Erstmals seit langem lässt die Film-Akademie zehn statt fünf Kandidaten in der Königskategorie "Bester Film" zu.

(Ag./Red.)

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