Handy-Verbot in Grazer Öffis fix

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Grazer Bürgermeister beharrt auf seinem Wunsch nach ruhigen Busfahrten. Die ersten Pickerl mit durchgestrichenem Handy kommen nächsten Mittwoch - Siegfried Nagl will sie selbst anbringen.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) bleibt dabei: In Graz wird es ein Handy-Verbot in öffentlichen Verkehrsmitteln geben, wenn auch in abgemilderter Form. Die ersten Pickerl mit durchgestrichenem Mobiltelefon will Nagl kommenden Mittwoch (16.4.), am "Welttag gegen den Lärm", selbst an Bus und Bim anbringen. In der Zwischenzeit sorgte das Thema auch am Freitag für heftige Diskussionen.

SMS erlaubt - Telefonieren verboten

Das Benutzen von Handys soll weiterhin erlaubt sein, sprechen nicht, meint der Bürgermeister. Extra Kontrollen werde es nicht geben, aber ähnlich wie bei anderen Formen der Belästigung, etwa dem Essen, gebe es so zumindest eine Handhabe für die Fahrer. Konkret ist eine Änderung der Beförderungsbedingungen vorgesehen. Es gibt Gespräche mit dem Vorstand der Grazer Stadtwerke AG und dem Direktor der Tochtergesellschaft, Grazer Verkehrsbetriebe (GVB), sagte Nagl. In einem von GVB-Direktor Antony Scholz an den Stadtwerke-Vorstand übermittelten Entwurf, heißt es sinngemäß: "...wird ersucht, vom Gebrauch des Handys Abstand zu nehmen". Nach dem Vorstand muss auch noch der Aufsichtsrat mit der Änderung befasst werden.

Erster Erfolg in Salzburg

Erste Erfahrungen mit "Ruhezonen", in denen Handys und MP3-Player unerwünscht sind, machen seit Ende März die Österreichischen Bundesbahnen in rund 30 Salzburger Nahverkehrszügen. Das zwei Monate dauernde Pilotprojekt bewertete die Mehrheit der Fahrgäste positiv.

Das Forum Mobilkommunikation (FMK) lehnte am Freitag allerdings ein gänzliches Verbot ab, will lieber eine Sensibilisierungskampagnen starten. Laut FMK-Geschäftsführer Maximilian Maier sei ein Verbot ein "völlig falscher Ansatz und Fokus". Es sei natürlich nachvollziehbar, dass ein zu laut geführtes Gespräch stören könne. Das Handy dürfe aber nicht zum Sündenbock werden, denn Kommunikation sei ein Grundrecht.

SPÖ lehnt Verbot ab

Auch die SPÖ lehnte ein Handy-Verbot in öffentlichen Verkehrsmitteln ab. Bundesgeschäftsführer Josef Kalina bezeichnete die Vorschläge des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl (V) als "völlig anachronistische Idee". Ein Handyverbot sei wohl auch verfassungsrechtlich nicht haltbar, meinte Kalina. Der Umgang mit dem Handy sollte von jedem so gewählt werden, dass man damit seine Umgebung nicht belästigt. Das sei eine Frage des Verhaltens von Menschen untereinander und der gegenseitigen Rücksichtnahme, so Kalina. Ein klares Nein kam auch vom BZÖ.

Grüne: Handyfrei ist gesund

Die Grünen wiederum planen im Nationalrat einen Antrag für die großzügige Einführung handyfreier Zonen in den Zügen der ÖBB. Das kündigte deren Verkehrssprecherin Gabriela Moser in einer Aussendung an. "Handyfreie Öffis schonen Nerven, Gesundheit und Geldbörse. Deshalb sollen auch die ÖBB mindestens zur Hälfte handyfreie Waggons bzw. Abteils anbieten", erklärte Moser.

Wien: Ausbau des Netzes in der U-Bahn

Bei den Wiener Linien denkt man über ein Handyverbot nicht nach: Das Handy-Netz in der U-Bahn ist ja mit beträchtlichem Aufwand ausgebaut worden. "Wir sehen keinen Grund, das jetzt zu ändern", sagte Sprecherin Sandra Stehlik . Die Wiener Linien setzen auf Appelle an die "gute Kinderstube" der Fahrgäste, das heißt, beim Telefonieren möglichst leise zu reden, damit der Sitznachbar nicht gezwungen ist, Sorgen und Nöte von Mann/Frau am Handy zu teilen.

Für die St. Pöltner Lup-Stadtbusse ist ein Handyverbot derzeit ebenfalls nicht geplant. "Bei längeren Bahnfahrten können Handy-Töne durchaus nerven, die Fahrt im Stadtbus dauert im Durchschnitt drei bis vier Stationen, dann steigt man wieder aus", meinte der Bürgermeister der niederösterreichischen Landeshauptstadt, Matthias Stadler (SPÖ).

(APA)

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