Ina Pervan-Al Soqauer, Claudia Winkler und Kathrin Limpel: Persönliche Begegnungen auf Augenhöhe

(c) Stanislav Jenis
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Humanitäres Engagement: Menschen, die bereits in Österreich leben, verbringen aktiv Zeit mit Flüchtlingen. Das ist das Ziel der Initiative Fremde werden Freunde.

Wien. Es begann im Sommer 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsströme nach Europa. „Wir wollten den zu uns geflüchteten Menschen helfen, sich in Österreich zu Hause zu fühlen“, sagt Kathrin Limpel. Zusammen mit Claudia Winkler, Ina Pervan-Al Soqauer und vielen anderen gründete sie daher die Initiative Fremde werden Freunde (www.fremdewerdenfreunde.at), für die sie bei der diesjährigen Wahl der Österreicher des Jahres in der Kategorie Humanitäres Engagement nominiert sind.
„Wir sind eine Bewegung zur gesellschaftlichen Inklusion“, ergänzt Unternehmerin Winkler. „Menschen, die bereits in Österreich sind, und Menschen, die hierher flüchten mussten, verbringen beim Deutschlernen und verschiedenen Freizeitaktivitäten Zeit miteinander. Damit so aus Fremden Freunde werden. Das ist der erste Schritt in Richtung Integration, die so wichtig für den sozialen Frieden ist.“

Die Initiative wird ausschließlich durch Spenden finanziert und kooperiert mit Organisationen wie etwa der Caritas und der Diakonie Flüchtlingsdienst. Mehr als 300 Menschen haben sich bisher engagiert und 700 Asylwerbern Deutschkurse ermöglicht. Und es werden täglich mehr – von Studenten und Pensionisten über Manager, Lehrer und Kindergartenpädagogen bis hin zu Physiotherapeuten. Sie alle bringen ihre jeweilige Kompetenz ein. „Ich wusste vergangenen Sommer nicht mehr weiter, war schockiert, traurig und zornig darüber, was vor unserer Haustür passiert“, erzählt Limpel, die die Kommunikation eines großen Tourismusunternehmens leitet. „Ich wollte nicht mehr zusehen, sondern etwas machen. Am liebsten etwas, bei dem ich meine Fähigkeiten einbringen kann. Genau darum geht es bei unserer Initiative. Jeder soll das einbringen, was er am besten kann.“

Im Vordergrund stehe nicht Helfen, sondern Begegnung auf Augenhöhe. Nur so könne Inklusion funktionieren. „Zu sehen, wie überfordert die politischen Entscheidungsträger mit der Situation sind, war größter Antrieb zu handeln und zur Lösung des Problems beizutragen“, betont Winkler. „Wichtig war für mich, die Menschen persönlich kennenzulernen und festzustellen, dass sie ähnliche Hintergründe und Interessen haben. Aber durch äußere Umstände gezwungen waren, ihr Land zu verlassen.“

„Neue Form des Engagements“

Die Flüchtlingsströme hätten viele motiviert, auch abseits des klassischen Ehrenamts in etablierten Organisationen aktiv zu werden, meint Wirtschaftswissenschaftlerin Pervan-Al Soqauer, die mit sieben Jahren als Flüchtling von Bosnien nach Österreich gekommen ist und weiß, „welch großen gesellschaftlichen Unterschied es macht, ob man vom ersten Tag an mit der Integration beginnt oder Jahre vergehen lässt“. Daher wollte sie eine „neue Form der Organisation für ehrenamtliches Engagement“ aufbauen. Freiwillige könnten Ideen verwirklichen und Bereiche aufbauen. „Der niederschwellige Zugang ist uns enorm wichtig“, sagt sie. „Denn bei uns ist wirklich vieles möglich.“


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