Werner Lampert

(c) Clemens Fabry
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Als er vor 20 Jahren die Marke „Ja! Natürlich“ schuf, lag der Anteil der Bioprodukte im Lebensmittelhandel bei 0,4 Prozent. Jetzt sind es 10 Prozent

Sein Unternehmen hat gerade einmal 20 Mitarbeiter, aber er hat damit den österreichischen Lebensmittelhandel revolutioniert. Werner Lampert trägt hierzulande den Titel Biopionier. Als er Mitte der 1990-er-Jahre anfing, Bio-Orangen aus Italien zu importieren, wusste er nicht einmal, wie ein Supermarkt funktioniert. „Ich ging dort nicht einmal einkaufen“, erzählt er. Aber er landete dennoch bei Merkur. Die Rewe-Tochter nahm Lamperts Orangen in das Sortiment auf – und diese ließen sich verkaufen. Lampert wollte mehr, er war in gewisser Weise auch missionarisch unterwegs. Und der langbärtige Vorarlberger schaffte es schließlich, bei Billa-Gründer Karl Wlaschek einen Termin zu bekommen.
„Wir haben uns sehr gut verstanden“, erzählt Lampert. Das war der Beginn von „Ja! Natürlich“. „Die ersten vier Jahre machte ich das allein mit einer Sekretärin“, erzählt er. Lampert arbeitete zum Teil rund um die Uhr. „Irgendwann hatte ich Termine bis zwei Uhr in der Früh.“
Die Saat ging auf. Auch weil Lampert eine zweite wichtige Persönlichkeit kennenlernte: „Krone“-Eigentümer Hans Dichand. „Ich war es, der Dichand mit Wlaschek bekannt machte.“ Als das Massenblatt sich Tierschutz und Biolandwirtschaft auf die Fahne schrieb, ging alles noch etwas einfacher. Vor 20 Jahren hatten Bioprodukte im Lebensmittelhandel einen Anteil von 0,2 Prozent. Heute sind es immerhin zehn Prozent. Ein großer Erfolg. „Natürlich bin ich nicht zufrieden“, sagt Lampert. Er träumt von einen Bioanteil von 50 Prozent.
Elf Jahre lang war Lampert für den Rewe-Konzern tätig. Mit „Ja! Natürlich“ veränderte sich nicht nur das Essverhalten vieler Österreicherinnen und Österreicher. Es veränderte vor allem das Image des Rewe-Konzerns. „Aus dem „Billig Laden“, dessen Chef Pelzmäntel trägt und dessen Mitarbeiter mies bezahlt wurden, wurde ein Unternehmen, das mit sprechenden Schweinderln wirbt.
Nach elf Jahren war für Lampert bei Billa aber Schluss. Wlaschek hatte längst „den ganzen Krempel“ (© Wlaschek) verkauft, und mit dessen Nachfolgern ging es irgendwann nicht mehr. Selbst ein Biopionier ist machtlos, wenn die Chemie nicht mehr stimmt.
Zwei Jahre brütete Lampert an einem neuen Konzept, bevor er es dem Diskonter Hofer präsentierte. „Diesmal musste ich nicht mehr anrennen, diesmal schlugen mir viele Sympathien entgegen“, erzählt Lampert. Mit der neuen Marke „Zurück zum Ursprung“ etablierte Lampert bei Hofer nicht nur Bioprodukte, er schaffte es, die „Bauern aus der Anonymität zu holen“. Jedes Produkt ist für den Konsumenten bis „zurück zum Ursprung“ rückverfolgbar.
„Wir bieten unseren Milchbauern einen Achtjahresvertrag an“, sagt Lampert. Nur wer wirtschaftlich abgesichert sei, könne nachhaltig produzieren. Heuer feiert „Zurück zum Ursprung“ bereits den zehnten Geburtstag. Für Werner Lampert kein Grund, sich auszuruhen. Für ihn, der in seinem Leben „noch nie in einem Angestelltenverhältnis war“, erfüllt Unternehmertum nach wie vor auch eine Mission. (gh)


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