Clemens Horacek: „Jedes Dach im Land sollte die Sonne nutzen“

Österreichs Ökopionier, Clemens Horacek.
Österreichs Ökopionier, Clemens Horacek. (c) privat
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Ländliche Entwicklung. Seit 30 Jahren versorgt Solarier das Land mit erneuerbarer Energie. Förderungen würde Firmenchef Horacek „abdrehen“ – alle, auch für Öl und Gas.

Wien. Wer sein Geld heute mit Solarenergie verdient, hat gut lachen. Den Stromerzeugern bietet der Staat garantierte Einnahmen. Und die (meist asiatischen) Produzenten der Solarzellen reiten seit Jahren auf dem weltweiten Trend in Richtung Erneuerbare Energie. Das war nicht immer so. Vor dreissig Jahren war von der heute allgegenwärtigen Energiewende kaum etwas zu spüren. Nur ein paar unverwüstliche Vordenker vertrauten schon damals lieber der Kraft von Sonne und Wind als den Öl- und Gaslieferanten aus dem Nahen Osten.
Einer dieser Pioniere ist das oberösterreichische Unternehmen Solarier. 16 Jahre bevor der erste Politiker den Ökostromerzeugern fixe Einspeisetarife versprach, versorgten die Solarier Landwirte im Mühl- und Innviertel mit Sonnenkollektoren aus dem Eigenbau. Heute verkauft das Unternehmen so ziemlich alles, was die Ökoenergiebranche zu bieten hat: Fotovoltaikanlagen, Wärmepumpen, Biomasse-Heizungen – und natürlich immer noch Sonnenkollektoren aus eigener Produktion. „Öl- und Gasheizungen verbauen wir aus Prinzip nicht“, sagt Clemens Horacek, der das Unternehmen vor drei Jahren übernommen hat. Die Vision des Firmenchefs, der seine Karriere einst als Lehrling begonnen hat: „Jedes Dach im Land sollte die Sonne nutzen“.
Seit der kleinen Ökostromnovelle, die der Nationalrat heuer beschlossen hat, ist Österreich diesem Traum ein Stück näher. Während es privaten Ökostromproduzenten bisher verboten war, ihre selbst erzeugte Elektrizität mit den Nachbarn zu teilen, sind in Hinkunft gemeinsam genutzte Solaranlagen auf Mehrparteienhäusern möglich. In der Solarthermie habe es diese Beschränkung nie gegeben, erzählt Horacek. Vor allem die österreichischen Hotels zählen hier zu den besten Kunden seines Unternehmens.
Den Schritt ins Ausland hat Solarier auch in den Boomjahren nach der Jahrtausendwende nicht gewagt. „Es gibt genug zu tun in Österreich“, ist Clemens Horacek überzeugt. Er ist sich auch bewusst, dass der Erfolg seines Unternehmens in den vergangenen Jahren stark davon abhing, wie viel die Republik für den Ausbau der grünen Energie beigesteuert hat. „Man merkt die Förderlust der Österreicher“, erzählt er. So habe 2010 eine typische Fotovoltaikanlage für Einfamilienhäuser etwa 20.000 Euro gekostet. Rund die Hälfte davon hat der Staat übernommen. Heute koste die Anlage 10.000 Euro, allerdings gibt es „nur noch“ 1300 Euro Förderung. Obwohl die Solaranlage in Summe billiger ist, seien viele Kunden schwerer davon zu überzeugen. „Es bleibt immer im Hinterkopf, dass es einmal 50 Prozent vom Staat gab.“
Die pauschale Kritik an der Förderung der Erneuerbaren Energien weist er zurück. Fossile Energieträger bekämen in Österreich drei Mal so viel. Nur eben nicht so transparent wie beim Ökostrom, sondern versteckt: Als Steuernachlass beim Diesel oder als kompletter Steuerverzicht in der Luftfahrt. „Ich bin der erste, der sagt: Drehen wir die Förderungen ab“, so Horacek. „Aber dann sollte das für alles gelten.“ (auer)


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