„Schluss mit der Bescheidenheit“

Die Keynote-Rede hielt Top-Managerin Anette Klinger und rief die Familienunternehmer darin auf, stärker an die Öffentlichkeit zu gehen.
Die Keynote-Rede hielt Top-Managerin Anette Klinger und rief die Familienunternehmer darin auf, stärker an die Öffentlichkeit zu gehen.(c) Guenther Peroutka
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Festrede. Anette Klinger, geschäftsführende Gesellschafterin der IFN-Gruppe, appellierte, dass Familienunternehmen bewusster in die Öffentlichkeit drängen sollten.

Anette Klinger, geschäftsführende Gesellschafterin der IFN-Gruppe (Internationales Fensternetzwerk) und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, kritisierte in ihrer Festrede das Bild, das Familienunternehmen in der Öffentlichkeit haben. „So lange sie klein sind, sind sie attraktiv, gelten als Säule der Wirtschaft und werden gefördert. Aber sobald ein Familienunternehmen größer wird, wandelt sich die Sichtweise der Öffentlichkeit auf die Firmen.“ Einerseits werde dieses Unternehmen regional als wichtiger Arbeitgeber und Regionalsteuerzahler geschätzt. Andererseits werde es in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen, wenn ein Familienunternehmen zu groß wird, einen hohen Marktwert erzielt und Eigentümer Macht haben.

Image-Korrektur

Das verzerrte Bild über Familienunternehmen entstehe laut der Top-Managerin auch deshalb, weil viele Menschen in der Bevölkerung das Gefühl haben, Familienübergaben seien ein Erbe ohne Leistung. Klinger ist selbst Erbin, stieg nach dem Tod ihres Vaters ins Familienunternehmen ein. „Damals war ich reich an Chancen, reich an Verantwortung, aber arm an Geld.“ Die Entscheidung, die Nachfolge eines Familienunternehmens anzutreten, ist keine leichte. Man übernehme große Verantwortung – fürs Unternehmen als auch für die Mitarbeiter, Familienmitglieder und für die Region. „Hätte ich damals bei der Übernahme gewusst, welche Verantwortungen ich auf meine Schultern nehme, hätte ich mich vielleicht nicht für die Nachfolge entschieden“, sagte Klinger. Warum gibt es aber dieses falsche Bild in der Gesellschaft über Familienunternehmen. Die Managerin vermutet, es liegt an mangelndem Wissen über Familienunternehmen.
„Vielen in Österreich ist nicht bewusst, dass Unternehmensanteile eines Unternehmens zwar einen Marktwert haben, der allerdings nur generiert werden kann, wenn man die Anteile verkauft – und dann ist es kein Familienunternehmen mehr.“ Die Festrednerin nahm auch die Familienunternehmer selbst an der Nase: „Österreich ist reich an Hidden Champions. Das sagt schon aus, sie bleiben versteckt. Sie verkaufen sich unter Wert.“ In einer Zeit, in der man um jeden Mitarbeiter kämpfen müsse, sei das nicht förderlich. „Schluss mit der Bescheidenheit. Familienunternehmen sollen dazu stehen, dass sie eine tragende Rolle in Österreichs Wirtschaft haben.“

Töchtern Chance geben

Klinger mahnte Firmenübergeber: „Betrachtet eure Töchter und Nichten nicht als Notprogramm für nicht vorhandene Männer. Frauen sind ein Erfolgsfaktor fürs Unternehmen.“ Dafür gebe es zahlreiche Beispiele. Für ihren Satz „Es gibt kaum bessere Nachfolger als weibliche“ erntete sie Applaus. Schließlich nannte sie noch einen weiteren wesentlichen Erfolgsfaktor: Eine gemischte Managementstruktur. „Holen Sie sich die besten Mitarbeiter ins Haus. So erreichen Sie eine größere Dimension.“


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