Die Bawag- Zentrale befindet sich im ehemaligen Hauptquartier der Postsparkasse. Mit der Post will man künftig aber getrennte Wege gehen.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
Die Bawag geht am 25. Oktober an die Börse. Vorher räumt sie noch auf: Nach 20 Jahren Filialkooperation wird sie per Ende des Jahres die Zusammenarbeit mit der Post kündigen.
Wien. Dass die Stimmung zwischen Bawag und Post nicht mehr die beste ist, war schon lang klar. Wie „Die Presse“ berichtete, sorgte die Höhe der Provisionen, die von der Bawag für die Nutzung der Postfilialen zu zahlen sind, schon seit Längerem für einen Streit. Dieser dürfte nun zur endgültigen Trennung führen. Das geht aus dem Börsenprospekt der Bawag hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach will die Bank ab 25. Oktober an der Wiener Börse notieren und noch vor Jahresende ihren Kooperationsvertrag mit der Post kündigen. Da der Vertrag mit einer Nachlauffrist von drei Jahren versehen ist, wäre die Kündigung ab Anfang 2021 wirksam.
Derzeit betreiben Post und Bawag zusammen 433 Filialen in Österreich. 74 davon stammen von der Bawag selbst, die restlichen 359 stammen von der Post. Auch rund 300 der 1000 Filialmitarbeiter sind eigentlich bei der Post angestellt. Dafür verlangt der gelbe Riese jedoch Provisionen. Im Jahr 2016 stellte die Post der Bawag 57 Millionen Euro in Rechnung – für die Miete von Filialen, für die Mitarbeiter und für Tätigkeiten wie Bargeldein- und -auszahlungen, die von der Post für die Bawag übernommen wurden. Zu viel, wie man bei der Bank meint. So wollte die Bawag die Flexibilität haben, die Zahl der Filialen und des Personals an die Anforderungen des Marktes und der Kunden anzupassen, wie es im Börsenprospekt heißt. Verhandlungen über eine Anpassung des Vertrages wurden von der Post aber abgelehnt.
Kündigung gilt ab Ende 2020
Als Folge daraus werde man den bestehenden Kooperationsvertrag eben noch vor Ende des Jahres kündigen, damit die Kündigung ab Ende 2020 auch gültig wird. Für die Zeit danach plant die Bawag, ihr Filialnetz deutlich abzuspecken. Statt der 433 Filialen von heute sollen es im Alleinbetrieb nur mehr rund 100 Standorte sein – die 74 eigenen Filialen also durch etwa 25 neue Dependancen erweitert werden. Als Folge davon sollen die Kosten, die derzeit durch die Kooperation mit der Post entstehen, um rund 50 Prozent gesenkt werden, rechnet die Bawag vor. Das Verhältnis von Kosten zu Einnahmen soll dadurch auf unter 42 Prozent gesenkt werden.
Allerdings dürfte die Scheidung nicht ganz ohne Rosenkrieg vonstattengehen. Denn schon jetzt befinden sich die beiden Unternehmen in einem Schiedsverfahren, weil die Post von der Bawag auch für die vergangenen Jahre mehr Geld haben will. Laut Prospekt handelt es sich um einen Betrag von 56 Millionen Euro für die Jahr 2013 bis 2016. Hintergrund ist, dass die Bawag nur die einst in den Verträgen vereinbarte Provision bezahlen will, die Post aber auf dem Standpunkt steht, aufgrund des Postsparkassengesetzes zumindest die eigenen Kosten und eine angemessene Marge erhalten zu müssen. Laut Bawag könnte dies bei einem Verlust des Schiedsverfahrens im schlimmsten Fall zu zusätzlichen Kosten von 126,5 Millionen Euro führen (weil ja die Jahre von 2017 bis 2020 noch hinzukommen würden).
Das ist aber nicht der einzige Rechtsstreit, der in dem Börsenprospekt als Risiko angeführt wird. Auch der Streit mit der Stadt Linz rund um den im Jahr 2007 geschlossenen Swap ist nach wie vor offen. Ein erstinstanzliches Urteil erwartet die Bank frühestens im kommenden Jahr. Die Bawag fordert von Linz ja einen Betrag von 417,7 Millionen Euro plus Zinsen. Im Jahr 2011 wurde diese Summe jedoch bereits auf 254 Millionen Euro abgeschrieben.
In wenigen Tagen startet das "Presse"-Börsespiel 2017. Wir zeigen die jeweils vier stärksten Aktien von Dow Jones, Dax und ATX seit Jahresbeginn. Die Werte zeigen den Stand gemessen am 11.10.2017 von Bloomberg. Dem Sieger des Börsespiels winkt ein Auto. (c) imago/Westend61 (Mauro Grigollo)
Mit einem Gewinn von 34,6 Prozent seit Anfang Jänner reiht sich das kalifornische Technologieunternehmen Apple an die vierte Stelle der New Yorker Börse. (c) imago/VCG
Ein Plus von 37,5 Prozent bringt Visa an die dritte Stelle des Dow Jones Index. Das Geschäft mit Kreditkarten floriert nicht zuletzt, da immer mehr Länder das bargeldlose Bezahlen unterstützen. (c) Visa
Der weltweit größte Hersteller von Baumaschinen Caterpillar kann sich an der New Yorker Börse über ein Plus von 38,2 Prozent seit Jahresanfang freuen. (c) Shore_Francine_M@cat.obfuscationcom
Zivile und militärische Flugzeuge und Hubschrauber sowie Militär- und Weltraumtechnik haben Boeing weltweit bekannt gemacht. Das in Chicago beheimate Unternehmen führt die Liste der größten Gewinner der New Yorker Börse in diesem Jahr mit einem satten Gewinn von 67,6 Prozent an. (c) imago/ZUMA Press (Bayne Stanley)
Der Energiekonzern E.ON SE mit Börsensitz in Frankfurt platziert sich an die vierte Stelle des DAX. Verantwortlich dafür ist ein Zugewinn der Aktie von 44,7 Prozent. (c) eon
"Nur" die zweitgrößte Großbank Deutschlands, aber ganz weit vorne bei den Aktiengewinnen an der Frankfurter Börse reiht sich die Commerzbank an die dritte Stell. Das Papier der Bank konnte seit Jahresbeginn um 60 Prozent zulegen. (c) Julia Schwager
Der an der Frankfurter Börse notierte Energieversorgungskonzern RWE steht bei den Gewinnen seit Jahresbeginn an zweiter Stelle und kann sich über ein Plus von 69,7 Prozent freuen. (c) RWE
Die deutsche Lufthansa mit Sitz in Köln führt das Ranking im Nachbarland deutlich an. Der Gewinn von 102,4 Prozent bringt sie an die erste Stelle. Allgemein profitieren die großen Luftfahrtkonzerne dieses Jahr an den niedrigeren Treibstoffpreisen. (c) complete buyout/ Lufthansa Group
Das heimische Telekommunikationsunternehmen Telekom Austria schafft es an der Wiener Börse mit einem Plus von 46,6 Prozent seit Jahresbeginn auf den vierten Platz. (c) Telekom Austria AG
Ebenfalls an der Wiener Börse notiert und mit einem Plus von 48,4 Prozent in diesem Jahr kommt der Feuerfestkonzern RHI an die dritte Stelle. (c) RHI AG
Knapp an die zweite Stelle setzt sich die Raiffeisen Bank International. Der Aktienwert der RBI ist seit Jahresbeginn um 59,1 Prozent gestiegen. (c) RBI
Beim Aktiengewinn der Wiener Börse führend ist zur Zeit die S Immo. Die Aktie des Immobilienunternehmens legte seit 1. Jänner um 60,2 Prozent zu. (c) Richard Reinalter
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2,1-Mrd.-Euro-Börsengang
Die Angebotsfrist für die Bawag-Aktien startet heute, Donnerstag, und endet für Privatinvestoren am 24. Oktober. Am Tag darauf sollen die Aktien dann an der Börse gehandelt werden. Kapitalerhöhung ist im Rahmen des Börsengangs keine geplant. Aber die Altaktionäre (allen voran die US-Fonds Cerberus und Golden Tree) reduzieren ihre Anteile von 94 auf 55,6 Prozent. Sie wollen damit 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro einnehmen. In Summe wird die Bawag mit 5,2 Milliarden Euro bewertet.
Die frühere Gewerkschaftsbank Bawag bietet bis zu 40,25 Millionen Aktien an. Der Börsegang hat ein Volumen von rund zwei Milliarden Euro, das ist doppelt so viel wie erwartet.