Drohnen mit einem Jahr Verspätung beim Heer gelandet

Drohnensystem Trackers
Drohnensystem Trackers(C) Pusch - Bundesheer
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Die unbemannten, unbewaffneten Flugobjekte sollen Gebiete ausforschen. In den kommenden Wochen werden auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.

Wien. Es hat etwas länger – eigentlich viel länger – gedauert, aber nun sind sie da: Seit Ende Jänner besitzt das österreichische Bundesheer erstmals Drohnen. Sechs Systeme solcher unbemannten, unbewaffneten Flugobjekte namens Trackers wurden vor einigen Tagen geliefert. In den kommenden Wochen werden sie im Heer auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.

Eigentlich hätten die Drohnen bereits vor mehr als einem Jahr geliefert werden sollen: Im Oktober 2013 erteilte das Ministerium den Zuschlag an die Firma Kapsch mit Sitz in Wien. Sie vertreibt wiederum Flugkörper der französischen Firma Survey Copter, die die Drohnenkörper produziert (und eine Tochterfirma von EADS ist). In Frankreich habe es allerdings eine Verzögerung der Lieferung gegeben, heißt es aus dem Verteidigungsressort. Denn die Behörden hätten länger als geplant für die Ausstellung von nötigen Papieren gebraucht. Statt Anfang 2014 kamen sie daher Anfang 2015 beim Bundesheer an.

Billiger durch Verzögerung

Für das Heer sind das allerdings – aus finanzieller Sicht zumindest – keine schlechten Nachrichten: Für die Verzögerung muss der Hersteller eine Strafe zahlen, dadurch verringert sich der Kaufpreis. Wie hoch die Strafe ist, wird im Heer allerdings nicht verraten. Ursprünglich waren jedenfalls Kosten von 3,9 Millionen Euro vorgesehen. Doch was können die Drohnen – und warum braucht das Heer überhaupt welche?

Die Miniflugzeuge wiegen nur rund acht Kilo und sind keine vier Meter breit. Sie sind mit einer tag- und nachtsichtfähigen Kamera ausgestattet und können zwischen 45 und 120 Minuten im Einsatz sein – bei einer Reichweite zwischen zehn und 30 Kilometern und einer maximalen Flughöhe von 6580 Metern. Da die Drohne so klein ist, kann sie in einem Rucksack verstaut und transportiert werden. Gestartet wird sie mit der Hand oder einem Gummiseil – in der Luft bleibt sie durch einen akkubetriebenen Elektromotor. Die Soldaten können also ihre Route via Monitor vom Boden aus beobachten.

Damit wären wir schon bei den möglichen Einsätzen des Flugobjekts: Die Drohnen sollen laut Verteidigungsressort zur Aufklärung eingesetzt werden, also Gebiete ausforschen. Zum Beispiel, wenn Spezialeinsatzkräfte einen Zugriff planen, oder ein Konvoi im Ausland unterwegs ist. Aber auch nach einem Beschuss kann der Miniflieger eingesetzt werden, um den angerichteten Schaden zu analysieren. Vor allem ist das bei Auslandseinsätzen der Fall.

Ausbildung für 16 Soldaten

Aber auch einen Flug im Inland schließt man im Verteidigungsressort nicht aus: Bei Muren oder starken Regenfällen könnte man die Drohne gebrauchen, heißt es. Auch für den Fall eines Terroranschlags schließt man einen Einsatz nicht aus. Das geht allerdings nur, wenn das Innenministerium damit einverstanden ist und einen Assistenzeinsatz einfordert.

Noch ist die Truppe allerdings ohnehin noch nicht für einen Einsatz bereit: Im Februar und März werden 16 Soldaten (aus dem Jagdkommando, der Heerestruppenschule und dem Artilleriebataillon) für die Bedienung des Geräts ausgebildet. Haben sie ihren sogenannten Drohnenführerschein in der Tasche, werden die Miniflieger Ende April bzw. Anfang Mai der Truppe übergeben. Ein Jahr lang bleiben die Drohnen dann zu Übungszwecken in der Heerestruppenschule in Niederösterreich. Dann werden sie an die „Endnutzer“ – wahrscheinlich Aufklärer und Jagdkommando – übergeben.

Sollte sich der Einsatz von Drohnen bewähren, könnte das Heer in den nächsten Jahren weitere Flugobjekte ankaufen, heißt es aus dem Ministerium.

AUF EINEN BLICK

Sechs Drohnensysteme besitzt das Heer seit Ende Jänner. Die unbemannten, unbewaffneten Flugobjekte sollen hauptsächlich dafür eingesetzt werden, die Lage im Ausland zu beobachten. Ihre Einsatzdauer beträgt zwischen 45 und 120 Minuten – ihre Reichweite bis zu 30 Kilometer. Ein solches Flugobjekt wiegt 8,5 Kilogramm und hat eine Spannweite von 3,6 Metern. Es kostet weniger als die ursprünglich veranschlagten 3,9 Mio. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2015)

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