Schwindler vor Gericht: "Habe nie gesagt, dass ich Arzt bin"

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SymbolbildClemens Fabry / Die Presse
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Weil er Frauen unter anderem mit Infusionen, Spritzen und Tabletten behandelt haben soll, steht ein falscher Arzt in Graz vor Gericht. Er selbst fühlt sich nicht ganz zurechnungsfähig.

Er verabreichte Infusionen, verteilte verschreibungspflichtige Tabletten und gab sich am Telefon gerne als Arzt aus: Ein Steirer ist am Donnerstag deswegen unter anderem wegen Körperverletzung in Graz vor Gericht gestanden. Schuldig fühlte er sich nur sehr eingeschränkt, eigentlich hätten die Frauen die Behandlungen nämlich immer gewollt, rechtfertigte er sich.

Der Beschuldigte der noch wegen diverser anderer Delikte wie Betrügereien und Suchtgiftbesitz angeklagt ist, erschien mit einer Sauerstoffflasche und machte den Eindruck, als würde er selbst medizinische Behandlung brauchen. Bei verschiedenen Frauen, die er zum Teil übers Internet kennengelernt hatte, war aber er der Arzt im Haus. Er verabreichte Infusionen mit Ringerlösung, gab Injektionen und verteilte großzügig Tabletten, unter anderem morphinhältige Schmerzmittel.

Kompliziertes Liebesleben

"Ich habe nie gesagt, dass ich Arzt bin", erklärte er vor Gericht. Daraufhin konfrontierte ihn Richterin Elisabeth Juschitz mit Anrufen bei der Notarztzentrale, wo er sich als Arzt ausgegeben und Medikamente angefordert hatte. Doch dann ging es einer seiner "Patientinnen" immer schlechter, und er rief schließlich die echte Rettung. Als er den Helfern die Türe öffnete, trug er ein T-Shirt, auf dem vorne "Notarzt" und hinten "Rettungsdienst" stand. "Das habe ich geschenkt bekommen", rechtfertigte er sich. "Und wann haben Sie das getragen?", interessierte die Richterin. "Im Fasching".

Sein Liebesleben war auch nicht ganz unkompliziert, mit zumindest drei Frauen hatte er in einem kurzen Zeitraum Beziehungen. Eine wollte er nach kurzem Kennen schon heiraten, doch daraus wurde nichts. Eifersucht soll eine Rolle gespielt haben, dass eine der Behandelten nun gegen ihn aussagte. "Woher haben Sie das alles gehabt, das medizinische Zubehör, die Medikamente?", fragte die Richterin. "Das hat man halt so zuhause", meinte der Angeklagte. "Nein, ich nicht", entgegnete die Vorsitzende. "Ich habe mir einmal in der Apotheke ein Gesamtpaket gekauft", schilderte der Befragte.

Da eine der Frauen bei den Behandlungen verletzt worden sein soll, soll noch ein medizinisches Gutachten eingeholt werden. Eine Vertagung stand daher schon am Vormittag fest.

Angeklagter fühlt sich selbst nicht zurechnungsfähig

Weil sich der Angeklagte nach eigenen Angaben nicht ganz zurechnungsfähig fühlt, wird nun auch ein psychiatrischer Sachverständiger bestellt. Der 44-Jährige hatte bei vielen Vorwürfen angegeben, er könne sich nicht mehr erinnern.

Nachdem der Gerichtsmediziner Wolfgang Denk zu den Verletzungen einer der "Patientinnen" schon am Donnerstag befragt werden konnte, wurde nun ein weiterer Sachverständiger bestellt. Der Psychiater Friedrich Rous soll darüber Auskunft geben, ob der Angeklagte tatsächlich nicht zurechnungsfähig war. Die Erstbefundung hatte gleich der Beschuldigte selbst übernommen, doch nun soll ein Experte den 44-Jährigen überprüfen. Die Verhandlung wurde am frühen Nachmittag vertagt, mit der Fortsetzung wird erst im Herbst gerechnet.

(APA)

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