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Who will hold the risky asset?

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Ein wiederkehrendes Thema bei unserer polnischen Investorenkonferenz letzte Woche waren die Firmenpensionen in Polen: In kleinen Dosen werden derzeit die Pläne der Regierung, Pensionskassen komplett abzuschaffen, aus den Ministerbüros an die Öffentlichkeit geleakt. Klarheit soll Vizepremier Morawiecki mit einer Regierungsvorlage Ende März schaffen.

In den 2000er Jahren war Polen der Musterknabe: Pensionskassen mit mehr als 60 Mrd. € Anlagevolumen boten polnischen Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiter langfristig abzusichern und damit zu binden und trugen maßgeblich zum Aufschwung des Kapitalmarktes bei: Pensionskassen verantworteten lange mehr als die Hälfte der Warschauer Börse.

Pensionskassen-Volumen im Verhältnis zum BIP in Polen

Quelle: Worldbank, 2017

Ein erster Schritt zu Abschaffung der lästigen Minderheitsaktionäre wurde 2014 gesetzt: Mit der Behauptung, die Pensionskassen hätten zu wenig Vorsorge für die Auszahlungsphase getroffen, übertrug die Regierung die Verantwortung für die Auszahlung der Pensionen (und damit die Kontrolle über eventuelle zukünftige Pensionsanpassungen) an die staatliche erste Säule, die ZUS. Im Gegenzug wurden alle 30 Mrd. von den Pensionskassen gehaltenen Staatsanleihen, und damit knapp die Hälfte des Anlagevermögens der Beitragszahler, annulliert. Das Volumen der Pensionskassen schrumpfte auf 34 Mrd. (und hatte damit immer noch das Doppelte der österreichischen Pensionskassen) und die polnische Staatsverschuldung sank um 30 Mrd.

Polish II Pillar Total Assets

Quelle: KNF, 2017

Nun soll der zweite Schritt folgen: 25% des verbleibenden Vermögens soll verstaatlicht und an einen Zukunftsfonds übertragen werden, der Rest in Investmentfonds umgewandelt werden, wobei nicht klar ist, wie diese Fonds unter den Beitragszahlern aufgeteilt werden (möglicherweise nach Köpfen). Im Raum steht auch die (EU-widrige) Verpflichtung, diese Investmentfonds nur in polnische Aktien zu investieren, eine Einschränkung die wir aus der erfolglosen österreichischen Zukunftsvorsorge kennen.


Die wichtigste Frage in so einem Szenario ist: Who will hold the risky asset? Wenn wir starke, gut kapitalisierte inländische Unternehmen wollen, brauchen wir Investoren, die die Aktien dieser Unternehmen kaufen. Wenn man Privatanleger punitiv besteuert, Versicherer zwischen Solvency II und Stress Tests aus dem Aktienmarkt drängt und Pensionskassen unattraktiv macht oder - wie in Ungarn und jetzt in Polen - überhaupt verstaatlicht, drängt man Unternehmen mit Ihrer Suche nach Investoren ins Ausland: seien es Minderheitseigentümer über eine ausländische Börsennotierung oder überhaupt Mehrheitseigentümer. Beim Finanzplanerforum im Mai werden Andreas Zakostelsky, Christoph Boschan, Franz Schellhorn und ich über dieses Thema im österreichischen Kapitalmarkt sprechen: noch keine polnischen Verhältnisse in Österreich aber sicher auch kein kapitalmarktfreundliches Klima.

Nähere Informationen erhalten Sie unter:
www.fidelity.at


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