Christo: "Kunst ist Kapitalismus"

Christo
Christo(c) Philipp Naderer
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Der Verpackungskünstler lehnt Subventionen ab. Banken sind ihm lieber als Sammler und Museen.

„Es war der 10. Jänner 1957." Dieses Datum wird er nie vergessen. Seinen ersten Tag in der Freiheit verbrachte der bulgarische Flüchtling Christo Wladimirow Jawaschew in Wien. 57 Jahre später ist er wieder in Österreich. Er gibt Interviews im Alpbacherhof. Christo, der berühmte Verpackungskünstler. Diesmal wird er gefeiert, ist ein „Stargast". Das war nicht immer so. „Mir sind damals in Wien diese Flaktürme aufgefallen, Mitte der 70er Jahre wollte ich sie verhüllen. Keine Chance auf eine Genehmigung."

Wien war keine Ausnahme. „In 50 Jahren haben Jeanne-Claude (seine 2009 verstorbene Frau, Anm.) und ich 22 Projekte umgesetzt, 37 wurde nicht genehmigt." Manche Projekte ziehen sich über Jahrzehnte. Am Mega-Projekt Mastaba, das in der Wüste Dubais entstehen soll, arbeitet der 79-Jährige seit 35 Jahren.

Gedanken über Finanzierung und Geld seien Teil eines Kunstwerks, betont er. „Kunst ist purer Kapitalismus." Seine „Blue Umbrellas", die er 1991 in Japan und Kalifornien realisierte, kosteten 26 Millionen Dollar. „Alleine fürs Montieren der Schirme brauchten wir 2000 Mitarbeiter."

Für Mastaba, eine Skulptur aus 400.000 Ölfässern, hat er die Credit Suisse als Partner gewonnen. „Ich arbeite lieber mit Banken. Sammler und Museen sind notorisch schlechte Zahler." Und staatliche Subventionen? Kamen für Christo und Jeanne-Claude nie in Frage. „So kann uns keiner dreinreden, wir haben die Kontrolle über unsere Projekte." Ob er sich an die Zeit der Armut erinnern kann? „Wir waren nie arm", sagt er und lächelt verschmitzt. „Jeanne-Claude sagte immer: Wir sind nicht arm, wir haben nur zeitweise kein Geld."

(sk/gh)

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