Unsterbliche Kartoffelkäfer: Los Colorados aus der Ukraine

Die Coverversion eines Hits von Katy Perry machte die Band bekannt. Heute Abend spielen die vier Ukrainer im Schrödinger-Saal.

Die Gründungslegende der „Colorados“ geht so: Nachdem sie einmal eine ziemliche Sauerei im Proberaum hinterlassen hatten, wurden Ruslan Prystupa und seine Bandkollegen von den nachfolgenden Musikern als „Käfer“ beschimpft – was sie zu ihrem für eine ukrainische Band ungewöhnlichen Namen inspirierte: Wenn schon ein Käfer, dann der, der in der Ukraine am verbreitetsten sei: der gemeine Kartoffelkäfer, auch als Coloradokäfer bekannt. Dass dieser Käfer nicht umzubringen ist, macht auch nichts: „Wir sind also unsterblich“, scherzt Prystupa auf der Webseite.

Ob ihre Musik sie unsterblich macht oder nicht, wird sich weisen. Wenn man YouTube glaubt, sind sie aber auf dem besten Weg: Ihre etwas schräge Version von Katy Perrys Hit „Hot N Cold“ – intoniert unter anderem mit einem sogenannten Bayan, einem russischen Akkordeon – hat 4,2 Millionen Klicks. Dieses Video, das ein lokaler Fernsehsender 2009 aufnahm, war es auch, das den Ukrainern ziemlich überraschend ziemlich viel internationale Aufmerksamkeit einbrachte. US-Moderatorin Ellen DeGeneres spielte es in ihrer Talkshow vor, Katy Perry höchstpersönlich bezeichnete es als „inspirierend“. Und das, obwohl der Sänger offenbar keine Ahnung hatte, was er da von sich gab – er soll den Text in kyrillische Buchstaben transkribiert einfach auswendig gelernt haben.

MC Hammer und Bon Jovi

Inzwischen hat das Viergespann – neben Sänger und Akkordeonspieler Ruslan Prystupa besteht die Band aus Rostyslav Fuk (Gitarre), Sergii Masyk (Bass) und Oleh Drachuk (Schlagzeug) – sogar schon vor dem Brandenburger Tor in Berlin gespielt – als Interpreten des offiziellen ZDF-Fußballsongs: ihrer Version des 90er-Jahre-Hits „I like to move it“. Schön mit Humpa-Humpa und Akkordeon auf osteuropäisch getrimmt, versteht sich. Warum sie Rammsteins „Du hast“ auf YouTube oben ohne performen, ist zwar ein Rätsel – drei Millionen Klicks sprechen aber für sich. Weitere Songs, derer sich die Truppe aus dem westukrainischen Ternopil angenommen hat: „U Can't Touch This“ (original von MC Hammer), „It's my life“ (Bon Jovi) oder „Sex on fire“ (Kings of Leon). Und ja: Ihre Versionen sind mit Sicherheit (noch) stimmungsfördernder als die respektiven Originale.

Tanzt Außenminister Kurz mit?

Für Stimmung sorgen sollen – und werden – sie heute in Alpbach. Zwar als Rahmenprogramm – aber dafür mittendrin: Ab 22 Uhr sollen sie im Erwin-Schrödinger-Saal dabei helfen, nach einem langen Konferenztag etwas auszulockern. Auch dabei: Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), der die Einführung übernimmt. Ob der Minister im Anschluss mittanzt, bleibt abzuwarten.

Die Kartoffelkäfer genießen bis dahin das Dorf der Denker. „Gruss Gott aus Osterreich!“, posteten die Bandmitglieder gestern Abend auf Facebook. Oben ohne.

(beba)

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