Ein Chemiker zog aus, um Entrepreneurship zu predigen

Dan Shechtman
Dan Shechtman(c) Katharina Roßboth
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Dan Shechtman hat den Nobelpreis für Chemie erhalten – aber nicht ohne einen langen Kampf, der ihn geprägt hat.

Dan Shechtman ist zum ersten Mal in Alpbach. Irgendwelche Beschwerden? „Höchstens das Wetter. Und das auch erst seit Mittwoch“, sagt Shechtman. Der israelische Wissenschaftler hat 2011 den Nobelpreis für Chemie erhalten. Es war kein leichter Weg. Denn seine Entdeckung der „Quasikristalle“ wurde ein ganzes Jahrzehnt lang bekämpft – und zwar vom gesamten wissenschaftlichen Establishment der Zeit.

Was Shechtman bei seinen Forschungen entdeckt hat, das hätte es eigentlich nicht geben dürfen – jedenfalls aus der Sicht der Chemiker der 1980er Jahre. Denn in solchen Quasikristallen sind die Atome bzw. die Moleküle in einer aperiodischen Struktur angeordnet – und das hat vor Shechtman noch niemand entdeckt. Kristalle müssen in einer periodischen Struktur angeordnet sein – so stand es in jedem Lehrbuch.

Jahrelang wurde er von Linus Carl Pauling bekämpft. Der war nicht irgendwer, sondern der größte Chemiker seiner Zeit. Ebenfalls ein Nobelpreisträger. Pauling ging so weit, Shechtman bei einem Vortrag als „Quasi-Chemiker“ zu verspotten. „Es war hart. Vor allem am Anfang. Aber es hat mir mit der Zeit immer weniger ausgemacht – und am Ende habe ich den Kampf genossen. Ich wusste ja immer, dass er falsch lag“, erzählt Shechtman.

5000 Start-Ups in Israel

Heute steht Shechtman dort, wo sein Antagonist Pauling damals war: am Zenit seiner Karriere. Aber Shechtman ist nicht nur Chemiker. In Israel hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung einer Start-Up-Szene. „Heute gibt es rund 5000 junge Start-Up-Unternehmen in meinem Land“, erzählt er. Vor dreißig Jahren gab es gar keine.
Seit mittlerweile 26 Jahren hält Shechtman an seiner Uni, dem Technion in Haifa, eine Vorlesung für potenzielle Unternehmensgründer. „Ich lade Vorbilder ein, die es geschafft haben. Und Praktiker sowie Fachleute wie Anwälte und Steuerberater.“ Das Ziel: die Studenten zu motivieren, eigene Firmen zu gründen. Wie das funktioniert, wird Shechtman heute im Gespräch mit „Presse“-Redakteur Nikolaus Jilch erzählen. (red.)

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