„Hello, Mister President“: Peking wartet auf Anruf aus Washington

Ivanka Trump und Tochter Arabella beim Neujahrsfest in Chinas Botschaft in Washington.
Ivanka Trump und Tochter Arabella beim Neujahrsfest in Chinas Botschaft in Washington.imago/Xinhua
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Donald Trump hat sich bisher erst mit einem verspäteten Gruß zum Neujahrsfest bei Chinas Präsidenten, Xi Jinping, eingestellt – und das auch nur per Brief. Peking hält viel auf politische Symbole und deutet die unterschiedlichen Signale. Ivanka Trump setzt einen Kontrapunkt.

Wien/Washington. Politische Symbolik und diplomatische Gesten sind in Peking von noch größerer Bedeutung als anderswo. Als Barack Obama Chinas Präsidenten, Xi Jinping, 2013 zu einem Wochenende samt Golfrunde nach Palm Springs in die kalifornische Wüste einlud, fühlte sich die chinesische Diplomatie nicht nur geschmeichelt, sondern auch aufgewertet durch das private Präsidententreffen. Obama und Xi gleichsam auf Augenhöhe – das war so recht nach dem Geschmack der Führung in Peking.

Umso härter traf die Chinesen das Telefonat Donald Trumps mit der taiwanesischen Präsidentin vor dessen Inauguration im Dezember, das sie als Affront auffassten. Auch Xi hatte mit Trump kurz nach dessen Wahl telefoniert, doch seither wartet er vergeblich auf einen Anruf aus dem Weißen Haus. Mit immerhin 20 Staats- und Regierungschefs hat der US-Präsident bisher per Telefon gesprochen. Dies hat Peking genau registriert – ebenso wie die Einladung des japanischen Premiers, Shinzō Abe, zu einem Besuch in Trumps Feriendomizil in Palm Beach in Florida zu einer Runde Golf.

Dass Donald Trump sich so lange Zeit ließ, bis er offiziell auf die Gratulation Xis zur Angelobung reagierte, interpretierte China nicht nur als bloße Unhöflichkeit, vielmehr als Zurücksetzung. Mit verspäteten Grüßen für das chinesische Neujahrsfest und mit einer diplomatischen Floskel – „konstruktive Zusammenarbeit“ – hatte sich der US-Präsident jüngst in einem Schreiben bei Xi Jinping eingestellt. Die argwöhnischen Zeichenleser in Peking beurteilten dies sogleich als ein Signal der Distanz aus Washington.

Ivanka Trumps Charmeoffensive

Zum Ausgleich bemüht sich Ivanka Trump um amikale Gesten. Die Präsidententochter hat eine regelrechte Charmeoffensive eingeleitet. Zuletzt besuchte sie mit ihrer fünfjährigen Tochter Arabella den Neujahrsempfang der chinesischen Botschaft in Washington, unweit ihres neuen Heims im Diplomatenviertel Kalorama. Anderntags veröffentlichte sie ein Video im Onlinemedium Instagram, auf dem die Kleine zum Auftakt des Jahres des Hahns ein Lied in Mandarin singt, während sie mit einer chinesischen Marionette spielt. Dies trug Mutter und Tochter in China umgehend Sympathie ein. Schon ein Jahr zuvor hatte Arabella aus diesem Anlass ein chinesisches Gedicht vorgetragen, das – via Internet verbreitet – in China für Furore sorgte.

An der Upper East Side in New York – wo Ivanka Trump bis zu ihrem Umzug vor wenigen Wochen lebte – gilt es seit Längerem als schick, Kinder von klein auf mit Mandarin als Zweitsprache aufzuziehen. Aus diesem Grund hat Arabella ein chinesisches Kindermädchen. Ivanka Trump verbinden indessen auch geschäftliche Interessen mit China. Sie lässt hier für ihre Modelinie produzieren, was dem Slogan „America First“ zuwiderläuft.

In die China-Politik Donald Trumps, einer Wechselwirkung von harscher Rhetorik und freundlichen Zwischentönen, fügt sich die Ernennung Terry Bransteds zum US-Botschafter in Peking. Sie lässt sich als vertrauensbildende Maßnahme beurteilen. Bransted, den Ex-Gouverneur von Iowa, verbindet mit Xi Jinping seit einem längeren Aufenthalt Xis in Iowa eine persönliche Beziehung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2017)

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