Thailands Polizei hob eine Bande aus, die Syrer und Afghanen tausende gefälschte Pässe verkaufte.
Bangkok. Die thailändische Polizei hat einen Dokumentenfälscherring zerschlagen, der tausende Pässe an Kunden aus Nahost geliefert hat – viele davon seien danach damit ausgerüstet als Flüchtlinge Richtung Europa gezogen, heißt es.
Die Ermittler teilten am Mittwoch mit, der Kopf der Bande, ein Iraner, und fünf Helfer aus Pakistan seien festgenommen worden. Der Meisterfälscher, der als „Der Doktor“ firmiert, wurde auch von der EU und Japan per Haftbefehl gesucht. Er habe aus seiner Werkstatt in der Provinz Chachoengsao östlich Bangkoks unter anderem Kunden aus dem Iran, Syrien und Afghanistan mit falschen Pässen versorgt, sagte ein Polizeisprecher. Sie hätten dem „Doktor“ ihre Porträtfotos gemailt und ihr Wunschland für das Dokument angegeben. Der Fälscher habe garantiert, dass sie an den Grenzen nicht auffliegen.
Die Falsifikate wurden per Kurier geliefert, Preis pro Stück: umgerechnet bis zu 2100 Euro. Die Pässe hätten „die beste Qualität auf dem Markt“ gehabt, heißt es. Der Iraner habe selbst sechs Pässe benutzt: drei brasilianische sowie je einen peruanischen, portugiesischen und neuseeländischen.
Thailand ist eine Hauptquelle für gefälschte Dokumente. Sogar jene Islamisten, die 2010 den Anschlag auf den Madrider Bahnhof Atocha verübten, waren mit dort gefälschten Pässen gereist.
Fälscher arbeiten offen
2014 beschrieb ein Journalist der „Welt“, wie leicht man in Bangkok daran komme. Dort gibt es Läden, die offen das Fälscherhandwerk betreiben und sogar mit gestohlenen echten Pässen handeln. In Thailand würden extrem oft Pässe gestohlen, teilweise würden Touristen in Finanznöten sie verkaufen: Dafür winkten laut einem Fälscher rund 900 Euro. Neben gefälschten Pässen aus aller Herren Länder stellen die Werkstätten etwa auch Jahreskarten für die Deutsche Bahn her, die einen Bruchteil der echten kosten, ferner Personal-, Presse- und Ärzteausweise oder Mitarbeiterausweise von Fluglinien. Laut „Welt“ kostete ein deutscher Pass damals etwa 2700 Euro. (ag./wg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2016)