"Donald Trump wird Europa durchrütteln"

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Daniel Hamilton erläutert die Strategie des US-Präsidenten.

Wien. Tempo und die Umsetzung von Wahlversprechen bestimmen – ähnlich wie bei seinen Vorgängern – die erste Arbeitswoche des neuen US-Präsidenten. Für Daniel Hamilton besteht der erste Test Donald Trumps darin, ob er am Ende seiner ersten 100 Tage ein Konzept für den Ersatz der Gesundheitsreform Barack Obamas vorlegen kann. „Das ist eine Messlatte“, sagte der Politologe an der Johns Hopkins University in Washington und Direktor des Think-Tanks Center for Transatlantic Relations, in einem Pressegespräch in Wien.

Die Europäer sollten sich seiner Einschätzung nach auf das Unvorhersehbare einstellen. „Trump wird Europa durchrütteln“, erklärte Hamilton und fügte an: „Es ist sehr leicht, die Europäer gegeneinander auszuspielen.“ Sein Denken stehe im Zeichen des Deals, und darum stünden bei ihm stets bilaterale Verhandlungen im Vordergrund. Die Schattenverhandlungen mit Großbritannien unter dem Eindruck des Brexit könnten ein Exempel setzen, erläutert Hamilton.

Mit Russland gegen China

Die Strategie des Präsidenten – dies habe er als Unternehmer vorgeführt – ziele darauf ab, den Gegner zu verunsichern, um ihn daraufhin zu umarmen. Dies gelte für China, Mexiko und die EU gleichermaßen. Strategisch gehe es Trump darum, ein Bündnis mit Russland zu schmieden. Mit vereinten Kräften könne er so China und dem Terror den Kampf ansagen. Unter der Prämisse des Anti-Terrorkampfs wolle er auch die Nato neu ausrichten. Trumps Kritik an der Nato, etwa an der Kostenverteilung, finde in den USA durchaus Resonanz.

Innenpolitisch folgt das Credo „America first“ der Denkschule des Präsidenten Andrew Jackson. „Trump muss seine Basis verbreitern. Er ist kein Republikaner im klassischen Sinn. Er möchte eine neue Bewegung begründen, und dafür braucht er die Gewerkschaften.“ Hamilton zog das Fazit: „Man sollte damit rechnen, dass Trump vier Jahre im Amt bleibt.“ (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2017)

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