Paris: Linksruck bei Sozialisten erwartet

Regierungspartei wählte Präsidentschaftskandidaten.

Paris. Geschwächt und gespalten haben die französischen Sozialisten am Sonntag ihren Präsidentschaftskandidaten für die Wahl in drei Monaten bestimmt. In der Stichwahl galt der Parteilinke Benoît Hamon als Favorit gegenüber Ex-Regierungschef Manuel Valls vom rechten Parteiflügel. Beide haben jedoch laut Umfragen bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr keinerlei Chance.

Ex-Bildungsminister Hamon hatte die erste Vorwahlrunde vor einer Woche mit 36 Prozent der Stimmen für sich entschieden. Ex-Premier Valls, der lange als Favorit galt, wurde für die Regierungspolitik der vergangenen Jahre abgestraft.

Grundeinkommen für alle

Hamon distanziert sich klar von den unternehmerfreundlichen Reformen des sozialistischen Staatschefs François Hollande, der wegen seiner Unbeliebtheit nicht mehr antritt. Hamon hat mit einem linken Wahlprogramm viele von Hollande enttäuschte Linkswähler für sich gewonnen. Der 49-Jährige wirbt für mehr Staatsinvestitionen, Arbeitszeitsenkungen und mehr Umweltschutz. Außerdem will er ein Grundeinkommen in Höhe von 750 Euro für alle Erwachsenen einführen. An die EU-Defizitvorgaben will er sich nicht halten.

Die Sozialisten gelten bei der Präsidentschaftswahl im April und Mai als chancenlos. In Umfragen lagen zuletzt der konservative Präsidentschaftskandidat François Fillon und die rechtspopulistische Marine Le Pen weit vorne – allerdings steht Fillon wegen des Vorwurfs der Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau unter Druck. Gute Chancen haben zwei Konkurrenten des linken Lagers: der sozialliberale Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und Linkspartei-Gründer Jean-Luc Mélenchon. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2017)

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