Bevor ihn eine Drohne im Jemen tötete, sagte der al-Qaida-Anwerber Anwar al-Awlaki, der Westen würde sich gegen seine muslimischen Bürger wenden. Für den IS wird Trump zum "Werber".
"Bin Laden des Internets" war nur einer seiner Beinamen. Anwar al-Awlaki war US-amerikanischer und jemenitischer Staatsbürger, radikal-islamistischer Prediger und dadurch Staatsfeind. Vor fünf Jahren wurde er im Jemen durch eine US-Drohne getötet. Es ist seine letzte veröffentlichte Audio-Botschaft, die in Tagen des Trumpschen Einreiseverbots für Muslime aus sieben Ländern in den Kanälen des Internets rasende Verbreitung findet: "Der Westen wird sich eines Tages gegen seine muslimischen Bürger wenden. Amerika wird morgen ein Land der religiösen Diskriminierung sein." Dieser Satz des al-Qaida-Predigers wird nun von IS- und al-Qaida-Sympathisanten auf der ganzen Welt als eintretende Prophezeihung bewertet und verbreitet.
Und so wird Trumps Einreiseverbot zu einem Propaganda-Instrument der radikalen Muslime. "Wenn US-Präsident Donald Trump sagt: 'Wir wollen die hier nicht' und muslimische Einwanderer aus muslimischen Ländern verbannt, dann erinnere ich mich an diese Worte", zitiert "Spiegel-Online" einen ungenannten Sympathisanten. Die Wut gegen Trump auf Seiten der Muslime könnte dem IS nutzen, wenn sich muslimische US-Amerikaner mehr für den radikalen Islam interessieren. Laut "Spiegel" jubeln IS-Mitglieder über Trump als den "besten Werber für den Islam" auf der Kommunikationsplattform Telegram.
Erlass "Schuss ins eigene Knie"
Das befürchten auch die US-Senatoren John McCain und Lindsey Graham, die regelmäßig in außenpolitischen Fragen ihrem Parteikollegen Trump widersprechen. Das Einreiseverbot könne der Rekrutierung neuer Extremisten mehr dienen als der Sicherheit Amerikas. McCain und Graham erklärten am Sonntag, Trumps Erlass könnte sich als Schuss ins eigene Knie beim Kampf gegen den Terrorismus herausstellen.
Der Erlass des Präsidenten signalisiere - absichtlich oder nicht - Amerika wolle nicht, dass Muslime ins Land kämen. Das könnte Terroristen Zulauf bescheren. Zugleich forderten sie, dass die Inhaber von Aufenthaltsberechtigungen, den sogenannten Green Cards, von dem Einreiseverbot ausgenommen werden müssten.
Das IS-Propagandamazigin "Dabiq" beschrieb schon im Jahr 2015 die Strategie der Islamisten darin, die "Grauzone" zu beseitigen, schreibt der "Spiegel". Damit sind westliche Länder gemeint, in denen Muslime bisher ihren Glauben ohne Bedrohung ausüben konnten. Durch gezielte Anschläge der Islamisten sollte Diskriminierung von Muslimen in diesen Ländern ausgelöst werden, die wiederum in Radikalisierung umschlagen soll. Soweit zumindest die Hoffnung der radikalen Islamisten.
Frauen und Kinder sterben bei US-Einsatz im Jemen
Auch der erste große Militäreinsatz von Trump im Jemen bestärkt die islamistische Propaganda. Am Sonntag waren in der Provinz Bayda nach Angaben der Armee mindestens 14 mutmaßliche Kämpfer der Extremistengruppe al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQPA) sowie ein US-Soldat getötet worden. Örtliche Behördenvertreter sprachen von mindestens 41 getöteten al-Qaida-Kämpfern, auch 16 Frauen und Kinder seien getötet worden. Darunter auch die achtjährige Tochter von al-Awlaki, sie soll durch einen Genickschuss gestorben sein, heißt es. Ihr 16-jähriger Bruder war nur zwei Wochen nach seinem Vater bei einem US-Einsatz unter Anweisung Barack Obamas getötet worden.
Die USA machen nur selten Angaben zu ihren Militäreinsätzen gegen AQPA. Allerdings ist die US-Armee die einzige im Jemen aktive Armee, die über Drohnen verfügt. Vor allem im Süden und im Südosten des Landes kämpfen seit Anfang 2015 die schiitischen Houthi-Rebellen gegen die Truppen von Präsident Abd Rabbu Mansour Hadi. Dies nutzen al-Qaida und die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), um ihren Einfluss auszuweiten.
>> Der Artikel auf "Spiegel-Online"
(Red./Ag.)