Trumps löchriges Weißes Haus

Trump mit Mitarbeitern im Oval Office.
Trump mit Mitarbeitern im Oval Office.REUTERS
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Seit Trumps Angelobung dringen Berichte über chaotische Zustände unter seiner Administration nach außen. Noch nie sei zu Beginn der Amtszeit eines Präsidenten so viel geleakt worden, sagen Beobachter.

Es sind amüsante, skurrile und teilweise auch erschreckende Details, die aus dem Inneren des Weißen Hauses nach außen dringen: Über Donald Trump, wie er nach einem langen Arbeitstag angeblich im Bademantel fernsieht, über ratlose Berater, die dem US-Präsidenten wegen seiner Obsession mit den Medien am liebsten das Telefon aus der Hand nehmen oder sein Twitter-Konto sperren würden, oder über außer Kontrolle geratene Telefonate mit ausländischen Regierungschefs.

Erst am Donnerstag geriet ein Telefongespräch Trumps mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin Ende Jänner an die Öffentlichkeit. Darin soll Putin eine mögliche Ausweitung des noch unter Barack Obama ausgehandelten Abrüstungsvertrag New START angesprochen haben. Ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf Regierungskreise beruft, suggeriert, dass Trump das Gespräch unterbrochen hat, um einen Berater zu fragen, worüber der Vertrag eigentlich handle. Dann habe der US-Präsident dem Russen geantwortet, das Abkommen sei eine von mehreren unter seinem  Vorgänger ausgehandelten schlechten Vereinbarungen. New START bevorzuge Russland, habe Trump gesagt.

Auch das am gleichen Tag geführte Telefongespräch Trumps mit dem australischen Premier Malcom Turnbull sorgte für Aufsehen. Der US-Präsident habe das Gespräch mit dem Regierungschef als das "bei weitem schlimmste Telefonat" bezeichnet und eine Flüchtlingsvereinbarung, die Australien noch mit Obama getroffen hatte, heftig kritisiert, berichtete die "Washington Post" damals. Nach 25 Minuten habe er abrupt aufgelegt.

Misstrauen im Trump-Team ist groß

Das Weiße Haus prüfe die Situation. "Die Idee, dass man keine Konversation führen kann, ohne dass Informationen nach außen dringen", sei sehr beunruhigend, sagte Trumps Pressesprecher Sean Spicer. Der Präsident selbst versuchte die Gerüchte herunterzuspielen: "Glaubt mir, wenn ihr über meine schwierigen Telefongespräche hört, sorgt euch nicht darum."

Doch nicht nur Telefonate gelangen durch Lecks im Westflügel nach außen. Niemand wisse, wer auf welcher Seite stehe, wer gegen wen sei, berichtet das Magazin "Politico". Rivalisierende Fraktionen in Trumps Team versuchten, sich gegeneinander auszuspielen.

Medien berichten zudem von chaotischen Zuständen unter der Trump-Administration. Auch das Misstrauen des engsten Führungskreises gegenüber dem Kapitol und der noch weitgehend von Beamten der Obama-Administration besetzten Ministerien sei so groß, dass Informationen so lange wie möglich zurückgehalten würden: Selbst enge Mitarbeiter Trumps im Weißen Haus, hohe Kabinettsmitglieder und führende Republikaner sollen im Vorhinein keine Details über das umstrittene Dekret zum Einreisestopp für Menschen aus muslimischen Ländern erfahren haben, bevor Trump es unterzeichnete. Ansonsten wäre es geleakt worden, sagte ein Beamter "Politico".

"Noch nie so viele Leaks gesehen"

Die Berichte deuten auf einen regelrechten Machtkampf im Weißen Haus hin, in dem sich Trumps Chefstratege Stephen Bannon als Strippenzieher herauskristallisiert. Bannon habe sich faktisch selbst zum Mitglied im Nationalen Sicherheitsrat bestimmt und sich damit in eine mächtige Position gehieft, berichtet die "New York Times". Trump soll sich nach der Unterzeichnung des Erlasses beschwert haben, dass sein Top-Berater ihn nicht ausreichend über den Inhalt aufgeklärt habe.

"Noch nie habe ich gesehen, dass so viel so schnell an die Öffentlichkeit gerät - mit einer solchen Verachtung für den Präsidenten", schrieb ein Journalist der "Washington Post" in einem Kommentar über die ersten Tage der Amtszeit von Donald Trump. Die Mitarbeiter, die die Informationen nach außen spielten, vermittelten von Trump das Bild eines "ahnungslosen Kindes". Der Präsident werde als impulsiver Mensch dargestellt, der den Rat von Menschen missachte, die es besser wüssten, heißt es in dem Kommentar.

Unklar bleiben die Motive für die undichten Stellen: Sind es Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Kollegen, versuchen Regierungsmitglieder die Integrität des neuen Präsidenten zu untergraben oder sind die Veröffentlichungen ein reiner Hilferuf?

>>> Bericht in der "New York Times".

>>> Bericht in der "Washington Post".

>>> Bericht in "Politico".

(maka)

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