Hollande warnt vor Sieg Le Pens bei Präsidentschaftswahl

Hollande warnt vor europäischen Rechtspopulisten.
Hollande warnt vor europäischen Rechtspopulisten.APA/AFP/YOHAN BONNET
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Die entscheide über die Zukunft Europas, sagt Frankreichs scheidender Präsident. Es sei seine letzte Pflicht, den Sieg der Front-National-Chefin zu verhindern.

Frankreichs scheidender Staatschef Francois Hollande warnt vor einem Sieg des rechtsextremen Front National bei der bevorstehenden Präsidentenwahl. Falls dessen Kandidatin Marine Le Pen "wider Erwarten die Wahl gewinnt, dann würde sie sofort mit dem Ausstieg aus der Euro-Zone beginnen - und sogar aus der EU", sagte der Sozialist in einem am Montag veröffentlichten Interview der "Süddeutschen Zeitung" und fünf anderen Blättern.

Die Rechtsextremen in Frankreich seien seit mehr als 30 Jahren nie so stark gewesen wie heute. Frankreich werde ihnen aber nicht "erliegen". "Wir wissen, dass die Wahl nicht nur das Schicksal unseres Landes entscheidet, sondern auch die Zukunft Europas", sagte Hollande. "Es ist meine letzte Pflicht, alles zu tun, dass Frankreich nicht eine derartige schwere Verantwortung auf sich lädt."

Am meisten Sorgen mache ihm "die Rückkehr nationaler Egoismen". Ohne einen "neuen europäischen Geist" werde die Europäische Union "verwässern und früher oder später untergehen".

Le Pen derzeit auf zweitem Platz hinter Macron

Die EU könne aber nicht länger "ein uniformes Europa" sein, sagte Hollande. Die Idee "eines Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten" dränge sich inzwischen auf. "Sonst explodiert Europa." Künftig werde es einen gemeinsamen Vertrag geben, mit einem Binnenmarkt und für einige Mitglieder einer gemeinsamen Währung, sagte Hollande. Aber darüber hinaus könnten die Länder, die dies wollten, weiter gehen, etwa bei der Verteidigung oder der Harmonisierung von Steuern. "Kurz, wir müssen uns verschiedene Stufen der Integration vorstellen." Manche Länder würden dem Euro nie betreten. Aber die 27 EU-Mitglieder könnten nicht immer alles gemeinsam tun. Sonst handle die EU zu langsam.

Le Pen lag in Umfragen zuletzt auf dem zweiten Platz hinter dem parteiunabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron. An dritter Stelle rangierte der Konservative Francois Fillon. Es wird damit gerechnet, dass die Entscheidung im zweiten Wahlgang am 7. Mai fällt. Die Republikaner halten am Abend ein Krisentreffen ab, bei dem es um die Scheinbeschäftigungsaffäre Fillons geht. Hollande empfängt im Laufe des Tages Kanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs Italiens und Spaniens.

(APA/AFP)

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