Trump warnt Ex-FBI-Chef vor "Ausplaudern" an die Medien

James Comey
James Comeyimago/Xinhua
  • Drucken

Trump gibt wechselnde Erklärungen dazu ab, warum er FBI-Chef Comey gekündigt hat, und deutet an, er habe unangenehme Informationen über diesen in der Hinterhand. Medien orten nun einen "Kollaps des Vertrauens" in die Regierung schlechthin.

Präsident Donald Trump und das Weiße Haus haben die US-Regierung mit ihren widersprüchlichen Angaben zur Kündigung von FBI-Chef James Comey in eine schwere Glaubwürdigkeitskrise gestürzt. Mehrere große US-Medien attestierten der Regierung einen "Kollaps des Vertrauens". "So etwas wie "das Weiße Haus sagt" gibt es nicht mehr", hieß es beim Sender CNN.

Hauptgrund sind die wechselnden Erklärungen, mit denen Trump und sein Apparat Comeys Rauswurf zu begründen versuchen. Eine Sprecherin Trumps unterstellte den Medien ein obsessives Verhalten. Die Linie des Weißen Hauses sei "konsistent", und man wolle jetzt nach vorne schauen.

Am Freitag warnte Trump Comey in einem Tweet brüsk, er solle besser keine Informationen über das an die Medien weitergeben, was man so alles besprochen habe. Bevor er, Comey, Informationen an die Medien weitergebe, solle er "besser hoffen, dass es keine 'Aufzeichnungen' von unseren Gesprächen gibt", schrieb Trump. Beobachter legen das als Drohung aus, dass Trump für Comey unangenehme Informationen aus seinen Gesprächen mit dem Ex-Direktor der Bundespolizei verfüge.

In einem Interview des Senders NBC sagte Trump am Donnerstag, er habe Comey auch unabhängig von Empfehlungen des Justizministeriums feuern wollen. Zwei Tage zuvor hatte er die Kündigung noch damit begründet, er folge damit ausschließlich dem Rat von Justizminister Jeff Sessions und dessen Vize Rod Rosenstein.

Trump beschimpft Comey als Angeber und Aufschneider

Nun sagte Trump: "Ich wollte Comey feuern. Es gibt dafür übrigens keinen guten Zeitpunkt." Außerdem beschimpfte Trump Comey, dem er zuvor wiederholt öffentlich das Vertrauen ausgesprochen hatte.

Gleichzeitig wies Trump in dem NBC-Interview jede Verbindung zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland kategorisch zurück. Er habe zwar vor vielen Jahren ein Haus an einen Russen verkauft und auch einen Miss-Universe-Wettbewerb in Moskau veranstaltet, doch habe er heute keine Verbindung zu Russland, auch nicht finanziell. "Ich bin in Russland nicht involviert, keine Darlehen, nichts", sagte Trump.

Die Senatsführer Mitch McConnell (Republikaner) und Charles Schumer (Demokraten) luden Rosenstein am Donnerstag ein, den gesamten Senat über die Hintergründe von Comeys Rauswurf zu informieren.

Trump erklärte, Comey habe um Aufmerksamkeit geheischt, sei ein Angeber und Aufschneider gewesen. "Das FBI war vor einem Jahr in Aufruhr und hat sich bis heute nicht davon erholt", sagte Trump.

Zuvor hatte der amtierende FBI-Chef Andrew McCabe ein anderes Bild gezeichnet. Er widersprach direkt der Darstellung Trumps, Comey habe in der Behörde an Rückhalt verloren. "Direktor Comey genoss große Unterstützung innerhalb des FBI, das ist bis heute so", sagte McCabe vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats.

Russland-Untersuchung als Hintergrund

Die oppositionellen Demokraten und US-Medien vermuten, dass die Russland-Untersuchung des FBI der wahre Grund für die Entlassung sind. Die Behörde ermittelt wegen möglicher Kontakte zwischen Mitgliedern von Trumps Wahlkampfteam und Vertretern Russlands - eine Affäre, die Trumps Präsidentschaft schwer belastet.

Trump und sein Umfeld sagen dagegen, der Präsident habe das Vertrauen in Comey verloren. Einen zwingenden Grund für den Zeitpunkt des Rauswurfs ergibt das aber nicht.

Comeys Entlassung hat nach Darstellung des amtierenden Direktors keinen Einfluss auf die Russland-Untersuchung. Es habe bisher keinen Versuch gegeben, die Ermittlung zu behindern, sagte McCabe. Die Arbeit der Behörde gehe weiter. Die Untersuchung werde vom FBI als hochsignifikant erachtet.

Trump sagte am Donnerstag erneut, Comey habe ihm bei drei Gelegenheiten versichert, dass in dem Fall nicht gegen ihn ermittelt werde. Er habe Comey gebeten, ihn über etwaige Ermittlungen informiert zu halten: "Ich habe gesagt, würden Sie mich wissen lassen, wenn gegen mich ermittelt wird?" Darauf habe Comey gesagt, das sei nicht der Fall.

Dass ein US-Präsident sich in laufende Ermittlungen einmischt, ist mindestens ebenso ungewöhnlich wie die angeblich offene Antwort Comeys, der sich in einem laufenden Verfahren ebenfalls nicht äußern dürfte.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Donald Trump
Außenpolitik

Einblick in Trumps Schulden

Donald Trumps Schulden bei Deutsche Bank und Co. waren zuletzt im Zuge der Russland-Affäre in den Fokus geraten.
Symbolbild
Außenpolitik

Trump annulliert Dekret für Migranten-Schutz vor Abschiebung

Das Dekret von Trumps Vorgänger als US-Präsident, Barack Obama, sah eine Duldung für die eingewanderten Eltern von in den USA geborenen Kindern vor.
US-Präsident Donald Trump
Außenpolitik

Trump will Reisebestimmungen für Kuba verschärfen

Der Republikaner grenzt sich damit von der Annäherungspolitik seines Vorgängers Barack Obama ab. Doch gehen die angekündigten Maßnahmen nicht sehr weit.
Donald Trump und Jared Kushner
Außenpolitik

Sonderermittler soll auch Jared Kushner im Visier haben

Robert Mueller untersucht in der Russland-Affäre nicht nur den US-Präsidenten, sondern auch seinen Schwiegersohn. Konkret die geschäftlichen Beziehungen von Kushner.
U.S. President Donald Trump leaves after attending an event welcoming the Clemson Tigers, the 2016 NCAA Football National Champions, at the White House in Washington
Außenpolitik

Unheil für Trump rückt näher

Sonderermittler Robert Mueller nimmt nun auch Untersuchungen gegen den US-Präsidenten persönlich in der Affäre um eine Russland-Connection seines Teams auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.