WHO: Tedros Ghebreyesus wird erster afrikanischer Generaldirektor

Ghebreyesus candidate for Director General of the WHO attends a news conference in Geneva
Ghebreyesus candidate for Director General of the WHO attends a news conference in Geneva(c) REUTERS (Pierre Albouy)
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Die Ernennung des Äthiopiers sorgte für Jubel - aber auch für Protest unter seinen Landsleuten: Er sei korrupt und habe Epidemien verschwiegen, um seinen Ruf nicht zu gefährden.

Der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus ist zum neuen Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewählt worden. Das bestätigten Diplomaten, die bei der Abstimmung am Dienstagabend im Saal waren. Die WHO wollte das Wahlergebnis am Abend bekanntgeben.

Der 52-jährige ehemalige Gesundheits- und Außenminister setzte sich am Dienstag in Genf in geheimer Abstimmung gegen den britischen Arzt David Nabarro und die pakistanische Kardiologin Sania Nishtar durch. Tedros hatte versprochen, sich für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung für jeden Menschen auf der Welt einzusetzen, unabhängig vom Wohlstand. Er werde die WHO-Ressourcen so ordnen, dass die Organisation bei Krisen schnell reagieren und Reformen für mehr Transparenz und Effizienz fortsetzen könne.

Vor dem Völkerbundpalast protestierten mehrere Dutzend Äthiopier gegen Tedros. Er sei korrupt und gehöre zum inneren Zirkel eines repressiven Regimes, warfen sie ihm vor.

Tedros studierte Infektionskrankheiten in Großbritannien und machte einen Doktor in öffentlichem Gesundheitswesen. 2005 wurde er Gesundheitsminister und weitete den Gesundheitsdienst deutlich aus. Daneben leitete er internationale Initiativen gegen Malaria, Tuberkulose und Aids. Er habe die Versorgung in seinem Land umgekrempelt, er könne auch die WHO erneuern, sagt Tedros.

Vorwurf: Epidemien verschwiegen

Dass dort Reformen nötig sind, ist klar. Die WHO war bei der Ebola-Krise in Westafrika 2014 viel zu langsam in die Gänge gekommen. Dabei nahm das Vertrauen in die WHO schweren Schaden. Bei der Frage nach seinen Reformvorhaben bleibt er im Interview mit einem Webportal unkonkret: "Alle Reformen beginnen mit Zuhören. Es sollte ein Prozess sein, der alle einschließt."

Seine Gegner kommen vor allem aus dem Lager der Exil-Äthiopier, die vor Gewalt und Terror der Sicherheitskräfte geflohen sind. Tedros war von 2012 bis 2016 Außenminister. Er verteidigt die Regierung, die im Oktober den Ausnahmezustand verhängt hat und Proteste gegen Staatswillkür rigoros unterdrückt. "Unsere Regierung steht hinter Demokratie, Menschenrechten und allem", beteuerte Tedros. "Demokratie ist ein Prozess, sie ist im Aufbau begriffen." Ein Prozess, bei dem nach Angaben von Human Rights Watch Hunderte Menschen umkamen und Zehntausende Demonstranten verprügelt und festgenommen wurden. Letzte Woche wurden zudem Vorwürfe laut, Tedros habe als Gesundheitsminister Cholera-Epidemien verschwiegen, um seine schöne Bilanz nicht zu gefährden.

(APA)

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