Acht Terrorverdächtige zwischen 18 und 38 Jahren sind in Haft. London arbeitet nach einem Zerwürfnis wegen der Veröffentlichung von Ermittlungsinfos wieder mit Washington zusammen.
Die britische Polizei arbeitet wieder mit den US-Behörden zusammen und gibt Informationen zu den laufenden Ermittlungen nach dem Anschlag von Manchester weiter. Sie habe "neue Zusicherungen" erhalten, sagte der Chef der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley, am Donnerstag.
Die Briten hatten die Weitergabe von Informationen gestoppt, nachdem in US-Medien Fotos und Details zu den Ermittlungen veröffentlicht wurden. US-Präsident Donald Trump sprach von einem sehr beunruhigenden Informationsleck. Er kündigte Ermittlungen und gegebenenfalls eine Bestrafung des Täters an. May und Trump nahmen am Donnerstag beide an einem NATO-Gipfel in Brüssel teil. Beide Staaten sind bei Sicherheits- und Verteidigungsthemen seit Jahrzehnten die engsten Verbündeten. Die "New York Times" hatte Fotos vom Tatort veröffentlicht, die Reste der Bombe sowie den Rucksack des Attentäters zeigten.
Britische Beamte sehen den Bruch zwischen US-Geheimdiensten und der Trump-Administration als Grund für die Veröffentlichungen in den USA, berichtet der "Guardian". Die Leak-Kultur und mangelnde Disziplin unter der Neuen Regierung in Washington seien die Ursache. Denn seitdem Trump im Amt ist, machen ihm selbst immer wieder die Veröffentlichung vertraulicher Informationen in den US-Medien zu schaffen. Nicht nur London sei daher besorgt, auch Geheimdienste andere Länder überlegten sich nun genau, Geheiminformationen mit den USA zu teilen, heißt es in dem Bericht.
So lieferte US-Außenminister Tillerson am Freitag eine öffentliche Entschuldigung: "Wir übernehmen volle Verantwortung und bereuen, was passiert ist." Er verurteile, das Informationen unsachgemäß veröffentlicht worden seien.
Terrorgefahr weiterhin auf höchster Stufe
Die Ermittler machen den 22-jährigen Salman Abedi, einen Briten libyscher Abstammung, für den Anschlag auf das Konzert der US-Sängerin Ariana Grande verantwortlich. Er hatte bei dem Attentat am Montag 22 Menschen mit den Tod gerissen, unter ihnen Kinder und Jugendliche. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt. Der 22-Jährige sei dem britischen Geheimdienst zwar bekannt gewesen, er sei zuletzt aber nicht mehr regelmäßig überprüft worden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Regierungskreise.
Die Polizei sei "zuversichtlich, den Fall aufrollen zu können", sagte Sicherheitsminister Ben Wallace am Freitag. Die Ermittlungen seien noch immer "sehr heiß". Daher bleibe die Terrorwarnstufe weiterhin auf der höchsten Stufe "kritisch". Auf der Suche nach den Hintermännern müsse die Polizei jeder möglichen Spur nachgehen. Die schwierigste Aufgabe sei aber, feste Beweise für Geheimdienstinformationen zu bekommen, bevor Verdächtige festgesetzt werden könnten. Wallace reagierte auf öffentliche Kritik, dass viele mutmaßliche Gefährder den Behörden zwar bekannt seien, die Beamten aber nicht einschritten.
Motive weiter unklar
Die Terrorfahnder durchsuchten am Freitag zwei weitere Häuser im Großraum Manchester. Bis Freitag wurden in Großbritannien zehn Personen festgenommen, davon seien zwei wieder auf freiem Fuß. Zu den Festgenommenen - alles Männer und zwischen 18 und 38 Jahren alt - zählt nach Medienberichten auch der ältere Bruder Abedis. Der Polizeichef des Großraums Manchester, Ian Hopkins, wertete die Festnahmen als "bedeutend". In Libyen wurden nach Angaben libyscher Spezialkräfte der Vater und der jüngere Bruder des Attentäters festgenommen. Dieser Bruder war den Angaben zufolge mit den Einzelheiten des Anschlags vertraut.
Die Motive Abedis sind weiter unklar. Nach Informationen aus dem Umfeld des jungen Mannes könnte er jedoch von "Rache" angetrieben worden sein. Ein Freund des 22-jährigen war britischen Medienberichten zufolge im Mai 2016 in Manchester von britischen Jugendlichen verfolgt und schließlich erstochen worden. Abedis Schwester Jomana sagte dem "Wall Street Journal" dagegen, ihr Bruder habe den Tod muslimischer Kinder in der Welt, etwa "durch amerikanische Bomben", rächen wollen.
18 Anschläge in vier Jahren vereitelt
Britische Sicherheitsbehörden haben nach Regierungsangaben in den vergangenen vier Jahren 18 geplante Terroranschläge vereitelt. Allein seit der Attacke im Londoner Regierungsbezirk Westminster im März seien fünf Attentate verhindert worden, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA am Donnerstag Regierungskreise. Der Inlandsgeheimdienst MI5 führe um die 500 Ermittlungen gleichzeitig. Jederzeit gebe es bis zu 3000 Personen, die für den Geheimdienst von besonderem Interesse seien.
(APA/dpa/Reuters/red.)