Der 37-jähriger Emir baute den Einfluss des kleinen Golfstaates weiter aus. Seine Kontakte zu islamistischen Gruppierungen stehen nicht im Widerspruch zum ökonomischen Fortschritt des Landes.
Katar - eine Halbinsel auf der arabischen Halbinsel, ein Wurmfortsatz an der Ostküste Saudiarabiens von der Größe Oberösterreichs, macht Schlagzeilen. Das kleine Emirat gilt als das reichste Land der Welt, gemessen am kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt im Verhältnis zur Einwohnerzahl und wird als absolute Monarchie regiert - mit der islamischen Scharia als Hauptquelle der Gesetzgebung.
Die etwa 2,7 Millionen Einwohner, genannt Katarer, werden derzeit von einem recht jungen Herrscher regiert. Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani war erst 33, als er im Juni 2013 die Führung des Golfstaates antrat. Er bekam den Vorzug gegenüber seinem älteren Bruder Jasim. Unter seiner Führung baute die kleine Halbinsel ihren Einfluss in der Welt aus. Am Samstag wurde der Emir 37 - zwei Tage, bevor eine Reihe von Nachbarstaaten unter Führung Saudi-Arabiens die Verbindungen zu seinem Land abbrachen und es diplomatisch weitgehend isolierten.
Auf einen Blick
Saudi-Arabien und seine Verbündeten Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar überraschend gekappt. Begründet wurde dies unter anderem mit Verbindungen Dohas zu "Terrororganisationen". Am Dienstagabend schlossen sich auch Jordanien und Mauretanien dem Boykott Katars an.
Internationale Eliteausbildung
Scheich Tamim wurde in Großbritannien erzogen und besuchte unter anderem die berühmte Militärakademie Sandhurst. Danach hatte er verschiedene Aufgaben im Emirat: Unter anderem war er Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und stellvertretender Armeechef. Der sich fromm gebende Emir führte den Kurs seines Vaters und Vorgängers, Scheich Hamad, weiter und hob den noch vor einigen Jahrzehnten unbedeutenden Golfstaat auf das internationale Tableau. Dabei halfen die üppigen Einnahmen aus den Erdöl- und Gasvorkommen des Landes.
So holte der Sportfan Tamim für 2022 die Fußball-WM ins Land. Die FIFA teilte am Montag nur mit, man sei in "regulären Kontakten" mit dem Golfstaat.
Bei den prodemokratischen Protesten des sogenannten Arabischen Frühlings im Jahr 2011 hatte der reiche Golfstaat seinen Einfluss dazu genutzt, sich für islamistische Bewegungen in mehreren Staaten einzusetzen. Vor allem die Verbindungen des Scheichs zu den islamistischen Muslimbrüdern brachten ihm scharfe Kritik aus Saudi-Arabien und Ägypten ein. Zuvor hatte sich die Führung in Doha noch über viele Jahre in Konflikten der Region als Mediator präsentiert. Ihr internationales Renommee wird nun durch den diplomatischen Konflikt mit den anderen Golfstaaten gefährdet.
Zwischen USA und al-Qaida
Auch international wird der Scheich trotz seiner Rolle als enger US-Verbündeter mit Argwohn betrachtet. Kritiker werfen ihm die Unterstützung der Terrormiliz IS und des Terrornetzwerkes al-Qaida vor. Denn obwohl sich der Scheich die technische und wirtschaftliche Modernisierung des kleinen Emirats zur Aufgabe gemacht hat, blieb er den Traditionen des konservativen Landes treu.
Als Kronprinz ging Scheich Tamim 2005 seine erste Ehe ganz traditionell mit einer Cousine zweiten Grades ein. Vier Jahre später nahm er eine zweite Ehefrau. Im vergangenen Jahr sagte Scheich Tamim in einer Rede: "Wir müssen ein Gleichgewicht herstellen zwischen den Anforderungen der Moderne und der Bewahrung unserer arabischen, islamischen Kultur."
(APA/dpa)