Gaddafi-Sohn Saif al-Islam aus Haft entlassen

Saif al-Islam Gaddafi anno 2015.
Saif al-Islam Gaddafi anno 2015.(c) Reuters (STRINGER)
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Libysche Miliz in Zintan gewährte dem 44-Jährigen angeblich Amnestie. Sein Aufenthalt ist unbekannt.

Tripolis. Eine Miliz namens Brigade Abu Bakr al-Sadik gab am Sonntag bekannt, sie habe den zweitältesten Sohn von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, aus der Haft in der Stadt Zintan nahe Tunesien entlassen. Der 44-Jährige sei am Freitag freigekommen.

Eine Bestätigung seines Anwalts beim Internationalen Strafgerichtshof, der seit Jahren Gaddafis Auslieferung fordert, oder durch das Gericht gab es nicht. Er war im November 2011, nach der Ermordung seines Vaters, entführt und in Zintan inhaftiert worden. 2015 verurteilte man ihn wegen Verbrechens während der Revolution zum Tod. Wie die Brigade angab, wurzelt die Freilassung in einer Amnestie, die das international nicht legitimierte Parlament in Tobruk (Ostlibyen) erlassen hat. Im Juli 2016 hatten sich Berichte über seine Freilassung als falsch herausgestellt.

Alte Kontakte zu Österreich

Drei der sieben Gaddafi-Söhne wurden 2011 getötet, einer steht in Libyen vor Gericht, zwei weitere und eine Tochter flohen. Saif, der oft in Österreich war und mit dem seinerzeitigen FP-Chef Jörg Haider verkehrte, galt als Erbe seines Vaters. Einst war er für Annäherung an den Westen und eine Öffnung des Systems, nach Beginn der Proteste im Februar 2011 befürwortete er Härte gegen die Opposition.

Die international anerkannte Regierung in Tripolis hat wenig Macht über das Land. So entzieht sich etwa die Region Zintan ihrer Kontrolle. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2017)

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