In Frankreich setzt der Präsident für die Wahl zur Nationalversammlung, die am Sonntag in die Endrunde ging, auf Polit-Neulinge und teils exzentrische Quereinsteiger. Wer sind die Gesichter der neuen französischen Politik? Vier Porträts.
Mehr als die Hälfte der neuen Mitglieder in der französischen Nationalversammlung werden völlige Neulinge im Parlament sein. Und: Im Abgeordnetenhaus, das die Franzosen am Sonntag in den Stichwahlen wählten, werden mehr Frauen denn je vertreten sein. Wer sind die Menschen, die Präsident Emmanuel Macron mit seiner Partei „La République en marche“ (REM) für Politik begeistern konnte?
Marie Sara, Stierkämpferin. „In meinem bisherigen Leben bin ich nie einem Kampf ausgewichen. Ich weiß, wie das ist, die Arena zu betreten“, stellte Marie Sara vor ihrer Stichwahl gegen den Abgeordneten des rechtspopulistischen Front National (FN), Gilles Collard, im südfranzösischen Département Gard klar. Die 52-Jährige hält ihrem Gegner, der vor seinem politischen Engagement an der Seite von Marine Le Pen ein bekannter Anwalt war, zugute, dass er einen guten Kampf zu schätzen wisse – eine Qualität, die sich die frühere Stierkämpferin mit ihrem Rivalen teilt: Sara gehört zum kleinen Kreis der weltberühmten weiblichen „Toreras“.
Als Macron sie fragte, ob sie nicht für seine Bewegung „En marche!“ kandidieren und Abgeordnete werden wolle, zögerte Sara nicht lange und sagte zu. Gereizt hat sie dabei, dass es sich wie bei der „Corrida“, dem Stierkampf, um eine von Männern beherrschte Domäne handelt. Das Duell, das sie gegen den FN-Anwalt akzeptierte, war aber keineswegs im Voraus gewonnen: In ihrem Wahlkreis hatte bei den Präsidentschaftswahlen eine knappe Mehrheit für die FN-Chefin Le Pen gestimmt, Collard konnte sich gute Chancen auf eine glatte Wiederwahl ausrechnen. Mit der Kandidatur der „Rejoneadora“, wie die Stierkämpfer zu Ross auch in Südfrankreich genannt werden, hat Macron dem FN jedoch einen Strich durch diese Rechnung gemacht.