Der neue starke Mann Saudiarabiens

Der neue Kronprinz Mohammed bin Salman (links) und der entmachtete Mohammed bin Najef.
Der neue Kronprinz Mohammed bin Salman (links) und der entmachtete Mohammed bin Najef. (c) AFP (FAYEZ NURELDINE)
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König Salman, der nur noch wenig öffentlich auftritt, zieht Sohn Mohammed in der Thronfolge vor. Er gilt als Architekt des Kriegseinsatzes im Jemen. Neffe Mohammed bin Najef wird entmachtet.

Saudiarabiens König Salman hat seine Nachfolge neu geregelt: der Monarch ernannte seinen Sohn Mohammed bin Salman zum Kronprinzen, wie aus einem am Mittwoch von der amtlichen Nachrichtenagentur SPA veröffentlichten königlichen Dekret hervorgeht. Demnach wird der 31-jährige Prinz auch Vize-Regierungschef. Zugleich behält er den Posten des Verteidigungschefs.

Mohammed bin Salman gilt schon seit einiger Zeit als "starker Mann" im Königreich. Als Jura-Absolvent der König-Saud-Universität wurde bin Salman 2009 zum Sonderberater seines Vaters Salman, der zu diesem Zeitpunkt Gouverneur von Riad war. Als sein Vater 2013 Kronprinz wurde, stieg bin Salman zum Chef des prinzlichen Kabinetts auf. Im April 2014 folgte die Position des Staatssekretärs, außerdem war er seitdem Regierungsmitglied.

Als der König Salman im Jänner 2015 den Thron bestieg, verpflichtete er sich zu Kontinuität. Allerdings hat die Führung in Riad die Außenpolitik aggressiv neu ausgerichtet, fährt aber auch innenpolitisch einen harten Kurs. Salmans Sohn soll der Architekt des Kriegseinsatzes im Jemen und der islamischen Allianz sein. Auch die Eskalation im schon lange schwelenden Konflikt mit Teheran könnte auf sein Konto gehen.

Prinz Mohammed bin Salman befehligt derzeit die am besten ausgestattete Armee der arabischen Welt. In den von Saudi-Arabien geführten Militäroperationen einer Koalition sunnitisch-arabischer Staaten in Jemen kommandiert er das größte derartige Unternehmen des Königreichs seit dessen Gründung 1932. In Saudi-Arabien wird er schon zum Nationalhelden verklärt.

Mohammed bin Salman war nach seinem Jus-Studium an der König-Saud-Universität in Riad schon vor zehn Jahren in öffentliche Ämter aufgestiegen. Er leitete eine Wohlfahrtsorganisation. Die Zeitschrift "Die Zeit" schrieb im Dezember über ihn: "In politischen Kreisen in Riad, aber auch in Teilen der Königsfamilie, ist wenig Gutes zu hören über den Aufsteiger, der als Einziger der Führungsriege nicht im Ausland studierte. Er gilt als hyperehrgeizig, skrupellos, impulsiv und arrogant. Zusammen mit Innenminister und Kronprinz Mohammed bin Nayef steuert der 30-Jährige die Geschicke des Landes, während dem fragilen und kränkelnden 79-jährigen König Salman die Kontrolle offenbar entgleitet."

Sorge um König

Beobachter machen sich über Salmans Gesundheitszustand Sorgen und bezweifeln, dass er wirklich noch alle Fäden in der Hand hält. Seit langem gibt es Gerüchte, der 79-Jährige sei an Demenz erkrankt. In der Öffentlichkeit tritt Salman nur wenig und kurz auf. Das Reden fällt ihm schwer; weil er stark nuschelt, ist er schwer zu verstehen.

Nach seiner Thronbesteigung wollte sich der Monarch offensichtlich schnell eine Hausmacht verschaffen. Er machte seinen Sohn Prinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz al-Saud nicht nur zu einem der jüngsten Verteidigungsminister der Welt, sondern auch zum Chef des königlichen Protokolls.

Dieser Posten verschafft dem Prinzen, der von Salmans dritter Frau Fahda bint Falah bin Sultan al-Hithalayn abstammt, die fast umfassende Kontrolle darüber, wer Zugang zum Hofe seines Vater erhält, beschrieb die "Süddeutsche Zeitung" im Frühjahr die neuen Machtverhältnisse im Königreich.

Er ernannte zunächst einen Enkel des Staatsgründers Abdul Aziz bin Saud, Mohammed bin Najef, zum Kronprinzen. Dieser verlor nun diesen Rang, wie der König per Dekret verfügte. Zugleich wurde er als Vize-Regierungschef und Innenminister seiner Funktionen enthoben.

(APA/AFP)

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