Säbelrasseln: Grenzstreit der Atommächte

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Ein Konflikt zwischen China und Bhutan führt zu einer schweren Krise mit Indien: 6000 Soldaten sind in Alarmbereitschaft.

Wien/Peking/Neu-Delhi.Wochenlang hat es hinter den Kulissen gebrodelt. Dass Peking ein Treffen zwischen Präsident Xi Jinping und seinem indischen Amtskollegen, Narendra Modi, beim G20-Gipfel in Hamburg absagt – es herrsche nicht die „richtige Atmosphäre“ –, zeigt den Ernst der Lage: Seit Mitte Juni stehen einander 6000 chinesische und indische Soldaten im Dreiländereck zwischen dem indischen Sikkim, Tibet und dem kleinen Himalaya-Königreich Bhutan in Alarmbereitschaft gegenüber.

Einheiten der chinesischen Volksbefreiungsarmee hatten in der südtibetischen Grenzregion Donglang, die auch von Bhutan beansprucht wird, mit dem Bau von Straßen begonnen. Auf Bitten Bhutans schickte der große Verbündete Indien darauf Soldaten in das Gebiet. Indische Truppen hätten Chinas Grenze nur unter dem Vorwand, die Bauarbeiten stoppen zu wollen, überschritten, lautet der Vorwurf des chinesischen Verteidigungsministeriums. Das sei lächerlich.

Denn im Kern des Streits liegen unterschiedliche Gebietsansprüche der asiatischen Atommächte. Zuletzt war der Konflikt an einem Teil der 3500 Kilometer langen sinoindischen Grenze in einer blutigen Auseinandersetzung, die China 1962 für sich entschied, zutage getreten. Besonders für Neu-Delhi ist das Gebiet wichtig: Es liegt nahe des sogenannten Hühnernackens, eines schmalen Korridors, der Indiens Nordosten zwischen Bhutan, Nepal und Bangladesch mit dem Rest des Landes verbindet. Indien fürchtet, dass China bei einer militärischen Mobilmachung auf diesen Landstreifen zielen könnte.

Verbales Aufrüsten

Eine erneute, direkte militärische Konfrontation ist zwar unwahrscheinlich. Doch die Erzrivalen rüsten zumindest verbal kontinuierlich auf: Indien sei heute militärisch stark genug, einen Krieg an zweieinhalb Fronten zu führen, meinte der Stabschef der indischen Armee und verwies damit auf Indien, China und interne Aufstände. Peking blicke auf Indiens Militärstärke herab, konterte die nationalistische „Global Times“. Dem Nachbarland müsse eine „bittere Lektion“ erteilt werden. (maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2017)

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