Kanada zahlt Ex-Guantanamo-Häftling Millionen-Entschädigung

REUTERS
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Der heute 30-Jährige wurde mit 15 in das US-Gefangenenlager interniert. Er war der jüngste Häftling in Guantanamo.

Die Regierung Kanadas hat sich bei dem ehemaligen Guantanamo-Häftling Omar Khadr offiziell entschuldigt und ihm eine Entschädigung in Millionenhöhe gezahlt. In einer am Freitag veröffentlichten Erklärung entschuldigte sich die Regierung für "die Rolle der kanadischen Vertreter" bei dem, was Khadr im Ausland an Unrecht widerfahren sei.

Die Entschädigungssumme für den Ex-Häftling betrug dem Vernehmen nach 10,5 Millionen kanadische Dollar (7,14 Millionen Euro); Khadrs Anwälte hatten knapp das Doppelte gefordert.

Der heute 30-jährige Omar Khadr wurde in Toronto geboren. Sein Vater gehörte dem Extremisten-Netzwerk Al Kaida an und rekrutierte seinen Sohn für den Kampf in Afghanistan. 2002 wurde Omar dort festgenommen und im Alter von 15 Jahren in das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba gebracht. Omar war der jüngste dort eingesperrte Häftling.

2010 verurteilte ihn ein Militärrichter zu acht Jahren Gefängnis, weil er eine Granate auf eine US-Patrouille geworfen hatte und dabei den Unteroffizier Christopher Speer tötete. Später sagte Omar aus, er habe sich in dem Verfahren schuldig bekannt, weil es ansonsten keine andere Möglichkeit gegeben habe, Guantanamo und den Misshandlungen durch die dortigen Wächter zu entkommen.

Der Oberste Gerichtshof Kanadas urteilte 2010, die kanadische Regierung habe Omars Rechte als kanadischer Bürger verletzt, weil sich kanadische Beamte an den Verhören des jungen Mannes durch die US-Militärjustiz beteiligten. Nachdem Omar 2010 an Kanada ausgeliefert wurde, verbrachte er noch fünf weitere Jahre im Gefängnis, bis er 2015 unter Auflagen freigelassen wurde.

Die USA hatten nach den Anschlägen vom 11. September 2001 unter Präsident George W. Bush rund 780 Häftlinge auf dem US-Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba eingesperrt. Die meisten Verdächtigen wurden seit ihrer Festnahme in den Jahren 2001 und 2002 weder angeklagt noch verurteilt. Viele sollen misshandelt und gefoltert worden sein.

Der spätere US-Präsident Barack Obama hatte bei seinem Amtsantritt 2009 versprochen, das Gefangenenlager zu schließen. Angesichts rechtlicher Probleme und heftigem Widerstand im Kongress wurde das Versprechen aber nicht erfüllt.

(APA/AFP)

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