Zu viel Einfluss? Ivanka Trump vertritt US-Präsident am G20-Gipfel

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Ivanka habe sich nur kurz an den Verhandlungstisch gesetzt, verteidigt sich das Weiße Haus auf Kritik. Die Präsidententochter hat kein offizielles Regierungsamt inne.

US-Präsidententochter Ivanka Trump hat beim G-20-Gipfel in Hamburg am Samstag überraschend Platz am Verhandlungstisch der Staats- und Regierungschefs genommen. Die 35-Jährige vertrat ihren Vater zeitweilig während der Beratungen, wie das Weiße Haus bestätigte. Ivanka Trump gilt als enge Vertraute ihres Vaters, hat aber nur den Posten einer Beraterin und kein offizielles Regierungsamt inne.

Dass sie den US-Präsidenten in der Runde der Staats- und Regierungschefs der großen Industrie- und Schwellenländer vertritt, ist somit ungewöhnlich. In den USA gab es in der Vergangenheit bereits Kritik an der offenbar großen Machtfülle der Präsidententochter, deren Ehemann Jared Kushner ebenfalls zum engsten Beraterkreis um Trump zählt. Ihre unternehmerischen Tätigkeiten ließen zudem den Verdacht eines Interessenkonflikts aufkommen.

Das Weiße Haus bemühte sich darum, den Auftritt Ivanka Trumps im Kreis der G-20-Chefs zu rechtfertigen. Sie habe sich im Hintergrund des Sitzungssaals der G-20-Staats- und Regierungschefs aufgehalten und "sich kurz an den Haupttisch gesetzt", als der US-Präsident den Raum habe verlassen müssen, sagte ein Vertreter des Weißen Hauses der Nachrichtenagentur AFP.

Trump: "Sie ist ein Champion"

Der US-Regierungsvertreter betonte zudem: "Wenn andere Staats- und Regierungschefs den Raum verließen, wurden sie auch kurzzeitig durch andere am Tisch vertreten." Als Ivanka am Tisch Platz nahm, fing demnach gerade Weltbank-Präsident Jim Yong Kim an, über einen Entwicklungsfonds zu sprechen, der die Erwerbstätigkeit von Frauen in Entwicklungsländern fördern soll.

Ivanka Trump hatte den Aufbau des Fonds unterstützt und dazu bereits im April an einer Veranstaltung mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin teilgenommen. Sie trat dazu auch am Samstag auf einer Veranstaltung beim G-20-Gipfel auf. Ihr Vater nutzte eine kurze Ansprache dabei unter anderem dazu zu betonen, wie "stolz" er auf seine Tochter sei. "Sie war immer großartig. Ein Champion. Sie ist ein Champion", sagte Donald Trump.

Ivanka Trump ist bei vielen offiziellen Terminen an der Seite ihres Vaters. Als Merkel im März in Washington erstmals auf Trump traf, saß die Präsidententochter bei einem Gespräch mit Wirtschaftsvertretern neben der deutschen Bundeskanzlerin.

Merkel hat nichts gegen Ivankas Rolle

Merkel selbst hatte als Gipfelvorsitzende nichts gegen die Vertretung Trumps durch Ivanka. Die Delegationen entschieden selbst darüber, wer ihre jeweiligen Staats- oder Regierungschefs vertrete, sagte Merkel am Samstagnachmittag in Hamburg. Wenn Ivanka Trump als Beraterin Platz nehme, sei das "ein Vorgang, der im Rahmen dessen ist, was andere Delegationen auch tun", sagte Merkel.

Dagegen hatte sich der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel Ende April kritisch über die prominente Rolle von Ivanka Trump geäußert. "Mich befremdet es nach wie vor, wenn Familienmitglieder, die nie gewählt wurden, auf einmal wie Staatsgäste auftreten und ihnen fast schon wie Mitgliedern eines Herrscherhauses gehuldigt wird", sagte er einer Zeitung.

(APA/AFP)

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