Chinas Seeflotte greift nach Afrika

Reuters
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Peking errichtet in Dschibuti seinen ersten Militärstützpunkt im Ausland. Er diene nur für Verteidigungszwecke, beschwichtigen Staatsmedien - doch Indien dürfte das anders sehen.

Für die meisten ist Dschibuti ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die kleine Nation am Horn von Afrika besteht primär aus Wüste und spielt auf der globalen Politikbühne kaum eine Rolle. Dennoch sticht das ostafrikanische Land in einer Sache heraus: In dem Küstenstaat am Horn von Afrika mit rund 900.000 Einwohnern befinden sich Militärstützpunkte fast aller großen Weltmächte - Seite an Seite auf einer Fläche so groß wie Israel.

Die USA, Frankreich, Japan, Italien und Spanien haben hier bereits einen Stützpunkt. Deutsche Soldaten sind im Rahmen der Anti-Piraterie-Mission "Atalanta" zeitweise in Dschibuti stationiert. Auch Saudi-Arabien baut eine Militärbasis. Nun soll auch Chinas erster Militärstützpunkt im Ausland bald die Arbeit aufnehmen. Wie chinesische Staatsmedien am Mittwoch berichteten, sind Schiffe mit Militärangehörigen nach Dschibuti aufgebrochen, um den chinesischen Stützpunkt betriebsbereit zu machen.

Details über die Anzahl der entsendeten Einheiten und ihre Funktionen wurden nicht genannt. Die Pläne zum Bau der Basis, die Peking offiziell als Logistikzentrum bezeichnet, waren bereits vor zwei Jahren bekannt geworden. Die Nachrichtenagentur Xinhua schrieb, dass der Stützpunkt den Kampf gegen Piraterie in der Region sowie UNO-Missionen und humanitäre Hilfsmissionen in Afrika und Westasien unterstützen werde. Zudem sei die Basis für die ausländische Militärzusammenarbeit, für Evakuierungen und den Schutz von Chinesen im Ausland sowie zur Sicherung international strategischer Seewege förderlich.

"Geht nicht darum, Kontrolle zu gewinnen"

Die Errichtung des Stützpunktes sei ein Meilenstein, der Chinas weltweite Friedensbemühungen bestärken werde, schrieb der "People's Liberation Army Daily", das Organ der Volksbefreiungsarmee, in einem Kommentar. Besonders, da derzeit viele UN-Friedenstruppen in Afrika stationiert seien - China stellt das größte Blauhelm-Kontingent weltweit, zwischen 2000 und 2013 hat Peking am Kontinent 100 Milliarden US-Dollar investiert.

Die nationalistische "Global Times" feuerte in einem Leitartikel am Mittwoch in eine konträre Richtung: Es bestehe kein Zweifel daran, dass die Basis in Wahrheit ein Militärstützpunkt sei. "Wir werden dort Truppen stationieren. Es ist kein kommerzieller Versorgungsstützpunkt." Das müsse dem Publikum im Ausland verdeutlicht werden. Dennoch: Der Grund für Chinas militärische Entwicklung seien nur Verteidigungszwecke. "Es geht nicht darum, Kontrolle in der Welt zu gewinnen", beschwichtigt das Blatt.

Das dürfte Indien allerdings anders sehen: Dschibuti liegt strategisch günstig am Schnittpunkt von Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. Es grenzt an die Meerenge Bab al-Mendab, wo das Rote Meer auf den Golf von Aden trifft. Der Schritt der chinesischen Führung hat in Neu-Dheli Ängste geschürt, dass Dschibuti ein weiteres Glied in der sogenannten Perlenkette werden könnte, mit der Peking die Aktivitäten seines asiatischen Erzrivalen im Indischen Ozean und darüber hinaus eindämmen will.

Chinesischer Traum zur See

Selbst, wenn Chinas Staatsmedien beteuern, dass die Volksrepublik mit seiner Militärbasis keine expansionistischen Ziele verfolgt, ist die Stationierung chinesischer Truppen in der Region ein klares Zeichen: Seit der Machtübernahme von Partei- und Staatschef Xi Jinping treibt China auch unter dem Banner der "Maritimen Seidenstraße", eines gigantischen Infrastrukturprojekts, das den eurasischen Kontinent verbinden soll, den Ausbau seiner Flotte voran. Nicht nur am Land, auch zur See träumt China von einer Verjüngung der chinesischen Nation.

(APA/dpa/maka)

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