UN warnt vor Genozid in Zentralafrika

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Vereinte Nationen fordern Verstärkung für Blauhelme.

New York. Die Vereinten Nationen warnen vor einem Völkermord in der Zentralafrikanischen Republik. Die jüngste Gewalt in dem Krisenland sei ein frühes Alarmzeichen für einen Genozid, sagte UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien am Montag (Ortszeit) in New York – und rief dazu auf, die UN-Mission Minusca personell aufzustocken. Vor zwei Wochen war bei einem Angriff auf einen Militärkonvoi in Zentralafrika ein marokkanischer Blauhelmsoldat getötet worden. Allein in diesem Jahr mussten laut O'Brien 180.000 Menschen wegen der Gewalt ihre Häuser verlassen. Insgesamt gebe es in dem Land inzwischen mehr als eine halbe Million Vertriebene. Die Hälfte der Bevölkerung sei auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Es bestehe die Gefahr, dass sich die humanitäre Notlage weiter verschärfe, sagte O'Brien.

Christen gegen Moslems

In der Zentralafrikanischen Republik hatten 2013 nach dem Sturz des christlichen Präsidenten, François Bozizé, überwiegend muslimische Seleka-Rebellen die Macht übernommen. Das Land geriet in eine Spirale der Gewalt zwischen christlichen und muslimischen Milizen. Bei Massakern wurden Tausende Menschen getötet. Da es den Truppen der Afrikanischen Union nicht gelang, das Land zu befrieden, entsandte die ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Dezember 2013 ein eigenes Truppenkontingent. Seit September 2014 sind in Zentralafrika zudem Blauhelmsoldaten im Einsatz.

Alle Vermittlungsversuche haben sich bis dato als Fehlschläge erwiesen. So hatten Regierung und mehrere Rebellengruppen am 20. Juni unter der Ägide der katholischen Hilfsorganisation Sant'Egidio ein Friedensabkommen vereinbart. Doch bereits 24 Stunden nach der feierlichen Unterzeichnung des Abkommens in Rom starben mehr als 100 Menschen bei Gefechten zwischen verfeindeten Milizen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2017)

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