Zwei weitere Deutsche in der Türkei festgenommen

Proteste gegen die Masseninhaftierung in der Türkei
Proteste gegen die Masseninhaftierung in der TürkeiAPA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
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Die Betroffenen sind offenbar aus politischen Gründen verhaftet worden. Deniz Yücel sitzt seit 200 Tagen ohne Anklage in Haft.

In der Türkei sind nach Angaben der Bundesregierung zwei weitere Deutsche festgenommen worden. Grund für die Festnahmen am Donnerstag seien offenbar "politische Vorwürfe", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin. Demnach gab es bisher noch keinen direkten Kontakt zu den Festgenommenen.

Man habe von der Verhaftung nicht von türkischer Seite erfahren, sondern von "nicht-staatlichen Stellen", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Adebahr, am Freitag in Berlin. Die Flughafenpolizei von Antalya habe die Festnahmen aber auf Nachfrage bestätigt. Da es bisher nicht möglich gewesen sei, einen direkten Kontakt zu den Verhafteten und eine konsularische Betreuung zu erreichen, könne sie keine weiteren Details nennen. "Wir müssen davon ausgehen, dass es ein politischer Vorwurf sein könnte", sagte Adebahr aber zu den Hintergründen der Verhaftung.

55 Deutsche inhaftiert

In der Türkei sind 55 Deutsche in Haft, davon 12 aus politischen Gründen, wie es in Berlin heißt. Viele von den Betroffenen haben die doppelte Staatsbürgerschaft, was die Betreuung durch die deutsche Botschaft erschwert, denn sie haben keinen Rechtsanspruch auf die Betreuung durch den Zweitstaat. Einer der bekannteren Inhaftierten ist der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel, der am Freitag bereits seit 200 Tagen ohne Anklage im Gefängnis sitzt. Yücel ist Korrespondent der "Welt", ihm wird Terrornähe vorgeworfen, weil er beispielsweise den PKK-Chef Cemil Bayik interviewte.

Auch die Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu ist inhaftiert, und zwar mit ihrem kleinen Sohn. Anfang August hieß es, ihr drohen wegen Terrorpropaganda bis zu 15 Jahre Haft. Zuletzt sorgte die Festnahme von Peter Steudtner für tiefe Gräben zwischen Ankara und Berlin. Steudtner nahm an einem Workshop von Amnesty International teil, die Türkei-Direktorin der Menschenrechtsorganisation sowie weitere Mitarbeiter befinden sich ebenfalls in Haft.

(APA/AFP/red./Reuters)

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