Burmas Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gerät angesichts der massiven Gewalt gegen die muslimischen Rohingya international in Misskredit.
Es ist nicht so, als könnte sie keine großen Reden halten. Als Aung San Suu Kyi ihren Friedensnobelpreis in Oslo persönlich entgegennahm, da sparte die Frau aus Burma nicht mit großen Worten. Sie rief die Mächtigen auf der ganzen Welt dazu auf, denen zu helfen, die wegen Fanatismus, Vertreibung und Diskriminierung litten. „Wo immer auch das Leiden ignoriert wird, da werden Samen des Konflikts ausgesät“, belehrte sie ihre Zuhörer. Suu Kyi sprach diese Worte 2012. Es war die Rede einer zierlichen Frau, die kürzlich noch selbst unter Verfolgung gelitten hatte. Erst zwei Jahre zuvor war sie von den Militärs in Burma aus ihrem Hausarrest entlassen worden – und konnte endlich den Nobelpreis annehmen, der ihr bereits 1991 verliehen wurde.
Schonungslose Offensive
Heuer, fünf Jahre später, ist alles anders. Aus der einstigen Aktivistin ist nach ihrem Wahlsieg 2015 eine mächtige Politikerin geworden. Fanatismus, Vertreibung und Diskriminierung erreichen in ihrem Land ein ungeahntes Ausmaß. Doch von ihren schönen Reden will sie offenbar nichts mehr wissen: Statt den Notleidenden zu helfen, schweigt sie. An der Grenze Burmas zu Bangladesch spielt sich eine Tragödie ab. Nach einem Angriff bewaffneter Rohingya, einer muslimischen Minderheit im vorwiegend buddhistischen Burma, sind die Streitkräfte in Burmas westlichem Bundesstaat Rakhine zu einer schonungslosen Gegenoffensive übergegangen. Immer mehr Rohingya versuchen, sich nach Bangladesch zu retten.