Irakische Truppen nahmen Regierungsgebäude in Kirkuk ein

Ein Mitglied der irakischen Truppen hält die kurdische Flagge verkehrt. In Kirkuk wehen jetzt wieder irakische Flaggen.
Ein Mitglied der irakischen Truppen hält die kurdische Flagge verkehrt. In Kirkuk wehen jetzt wieder irakische Flaggen.REUTERS
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Der Konflikt Bagdads mit den Kurden um die ölreiche irakische Provinz eskaliert. Die Truppen der Regierung melden militärische Erfolge. Den Kurden soll die Unabhängigkeit verwehrt bleiben.

Irakische Regierungstruppen sind bei ihrer Offensive Richtung Kirkuk bis ins Zentrum der kurdischen Stadt vorgedrungen. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, nahmen Spezialeinheiten am Montag das Gebäude der Regionalregierung kampflos ein. Bewohner der überwiegend kurdischen Stadt berichteten ebenfalls davon. In Kirkuk sowie anderen umstrittenen Gebieten wurde die irakische Flagge gehisst.

Nach Angaben von Sicherheitskräften rückte die Anti-Terror-Einheit CTS mit etwa zehn Militärfahrzeugen vor und bezog in der Innenstadt Stellung. Einem hohen Polizeioffizier zufolge nahmen die Regierungskräfte auch den Militärflughafen Kirkuks ein.

Mit der Militäraktion reagiert Iraks Zentralregierung auf Pläne der Kurden, sich vom Rest des Landes abzuspalten. Kirkuk und die gleichnamige Provinz sind in dem Konflikt besonders umstritten, da die Region zu den ölreichsten des Iraks gehört.

In der Nacht hatten sich irakische und kurdische Einheiten südlich der gleichnamigen Provinzhauptstadt nach Angaben beider Seiten erste Gefechte geliefert.

Kurden vertrieben IS

Bagdad will die Gebiete wieder unter seine Kontrolle bringen, die 2014 von kurdischen Peschmerga-Kämpfern im Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) erobert worden waren. Die irakischen Truppen waren damals aus den Gebieten geflohen. In mehreren Tweets verkündete Premierminister Al-Abadi, er wolle Sicherheit in Kirkuk zusammen mit den Bewohnern und den kurdischen Kräften herstellen. Priorität sei es, die Bürger zu schützen, die er aufrief, mit seinen Truppen zusammenzuarbeiten.

Der Gouverneur Kirkuks, Najmiddin Karim, rief die Bürger der Region unterdessen dazu auf, sich zu bewaffnen und die Provinz zu verteidigen. Das Ziel der Offensive sind Rudaw zufolge eine Militärbasis, der Flughafen im Westen der Stadt sowie die Ölfelder, die von den Kurden kontrolliert werden. Die Seite berief sich auf den Sicherheitsrat der Autonomieregion Kurdistan.

Medienberichten zufolge handelt es sich bei den irakischen Einheiten neben der Armee unter anderem um die mächtigen schiitische Milizen, die unter dem Einfluss des Iran stehen. Es gab zunächst allerdings unterschiedliche Angaben darüber, inwieweit diese in die Operation eingebunden sind. Sowohl die kurdischen Peschmerga als auch die irakische Armee werden von den USA unterstützt und kämpften Seite an Seite gegen die Terrormiliz IS.

Referendum verschärfte Konflikt

Seit einem von den Kurden abgehaltenen Unabhängigkeitsreferendum haben die Spannungen mit Bagdad stark zugenommen. Dabei geht es insbesondere auch um die Zukunft des ölreichen und ethnisch-religiös gemischten Kirkuk, das von Bagdad und den Kurden beansprucht wird, obwohl es nicht Teil ihres Autonomiegebietes ist. Die kurdischen Peschmerga hatten im Sommer 2014 die Kontrolle über die Provinz übernommen, nachdem die Armee vor dem Ansturm der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen war. Die Kurden exportieren von Kirkuk aus Öl über eine Pipeline in die Türkei.

Bei dem umstrittenen Referendum am 25. September hatten sich die Kurden im Nordirak mit überwältigender Mehrheit für die Abspaltung vom Irak ausgesprochen. Die Zentralregierung in Bagdad lehnte die Volksabstimmung jedoch als verfassungswidrig ab und pocht auf die Einheit des Landes. Auch die Nachbarn Türkei und Iran erklärten das Referendum für nichtig. Wie die Zentralregierung haben sie den Luftraum der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak geschlossen.

(APA/AFP)

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